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Die religiösen Führerinnen und Führer der Zentralafrikanischen Republik geben dem Land Hoffnung auf Frieden
Seit Jahren leidet die Zentralafrikanische Republik unter einem immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg, der Massenvertreibungen und eine schwere humanitäre Krise verursacht hat. Ende letzten Jahres ging die Gewalt wieder los, als bewaffnete Gruppen, verärgert über das Ergebnis der Wahlen im Dezember, fast zwei Drittel des Landes unter ihre Kontrolle brachten.
Mehr als 200.000 Menschen sind in die Buschgebiete oder in Nachbarländer geflüchtet. Rebellengruppen haben die Straße nach Kamerun blockiert und damit verhindert, dass humanitäre Organisationen lebenswichtige Waren, Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter liefern können.
In einem Land mit 4,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, die zu 70 Prozent von diesen Organisationen versorgt werden, droht sich diese gefährliche Situation zu einer Katastrophe auszuwachsen.
Die religiösen Führerinnen und Führer des mehrheitlich christlichen Landes haben sich an die Front begeben, um in einem gewagten Versuch den Dialog zwischen bewaffneten Gruppen und gewählten Vertretern wieder aufzunehmen. Sie hoffen, dass ihr Einfluss das Scheitern des aktuellen Friedensabkommens des Landes verhindern kann.
Zentralafrikas interreligiöse Plattform
Die interreligiöse Initiative namens „Plattform der religiösen Konfessionen Zentralafrikas“ (PCRC) wird von Pfarrer Nicolas Guerekoyame-Gbangou, dem Präsidenten der evangelischen christlichen Allianz des Landes; dem katholischen Primas, Kardinal Dieudonné Nzapalainga; und Imam Abdoulaye Ouasselegue, dem Leiter der Petevo-Moschee in Bangui und Koordinator der Islamischen Hilfsorganisation im Land, geleitet. Die drei hoffen, dass ihre Führung zu einem neuen Plan für Frieden beitragen kann.
Religiöse Führerinnen und Führer in der Zentralafrikanischen Republik werden als faire Vermittlungspersonen angesehen und genießen ein Maß an Legitimität, das staatliche Sicherheitskräfte und ausländische Friedenstruppen nicht haben. „Unsere Neutralität ist ein sehr wichtiger Faktor“, sagt Ouasselegue. „Für die Menschheit wird Dialog immer ein wirksames Mittel zur Konfliktlösung sein, vorausgesetzt es werden keine eigennützigen Interessen verfolgt.“
Doch auch der Glaube ist ein Brennpunkt in der Zentralafrikanischen Republik. Die Instabilität des Landes geht auf mehrere Faktoren zurück: ethnische Spaltungen, gewaltsame politische Übergänge, Korruption und wirtschaftliches Versagen – und im Jahr 2013 kam eine religiöse Dimension dazu.
Damals starteten Rebellenkämpfer, die als „Sekela“ bekannt sind, eine Koalition aus überwiegend muslimischen lokalen bewaffneten Gruppen und ausländischen Söldnern. Sie waren über politische Marginalisierung und gebrochene Versprechen früherer Friedensabkommen verärgert, starteten eine Offensive gegen die Regierung und übernahmen die Kontrolle über die Hauptstadt Bangui. Als Reaktion darauf verübten Gruppen von christlichen und animistischen Kämpfern, die sich „Anti-Balaka“ nannten, Attacken.
Als die Gewalt zunahm, schlossen sich katholische, evangelische und muslimische Führungskräfte zusammen, um in der Krise zu deeskalieren und so entstand die Plattform PCRC. In den letzten Jahren hat die Gruppe die Spannungen erfolgreich entschärft, indem sie Geistliche für Vermittlungsbemühungen einsetzte.
Friedensvermittlung
Fast die Hälfte aller Friedensabkommen scheitern innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Unterzeichnung. Die Zentralafrikanische Republik ist ein gutes Beispiel für diese Statistik. Im Jahr 2019 unterzeichneten die Regierung und 14 Rebellengruppen das Abkommen von Khartum, das achte Friedensabkommen des Landes in sieben Jahren.
Die Verhandlungen wurden von der Afrikanischen Union vermittelt und von Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft unterstützt. Sie wurden als der bisher ernsthafteste Versuch gelobt, nachhaltigen Frieden zu schaffen.
Nach einem einjährigen Konsultationsprozess, der auf Erkenntnissen aus früheren gescheiterten Abkommen aufbaute, einigten sich die Vertreterinnen und Vertreter der zentralafrikanischen Regierung und die Rebellenmilizen darauf, eine inklusive, transparente Koalition zu bilden, bewaffnete Gruppen aufzulösen und den Opfern des Konflikts Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Diese Vereinbarung droht nun zu scheitern.
Trotz Untersuchungen, die zeigen, dass die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen das Risiko eines Scheiterns von Friedensabkommen um 64 Prozent reduziert, hat es die traditionelle Diplomatie oft versäumt, die Macht religiöser Führungspersönlichkeiten zu nutzen.
Dabei kann Religion viele der Gründe für das Scheitern von Friedensabkommen abmildern: das Fehlen transparenter Regierungsstrukturen; das Gefühl, dass Missstände nicht behoben werden; die Fortsetzung von Menschenrechtsverletzungen und das Fehlen von nachhaltigen Lebensgrundlagen und psychologischer Unterstützung. Religiöse Führerinnen und Führer können ihre Autorität als vertrauenswürdige Gesprächspartner vor Ort nutzen, um sicherzustellen, dass beide Seiten ihren Teil der Abmachung einhalten. Sie können den Frieden unterstützen, indem sie für gute Regierungsführung eintreten und sich für faire, inklusive Politik einsetzen.
Mehr zu religiösen Führerinnen und Führern in der Zentralafrikanischen Republik: Eine mutige Initiative für den Frieden
Als moralische Autoritäten können religiöse Führungspersönlichkeiten bewaffnete Gruppen dazu auffordern, ihre Waffen niederzulegen und den freien Verkehr der Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik sowie den Transport von Hilfsgütern zu erlauben. Darüber hinaus können sie die Opfer des Konflikts psychologisch betreuen und Programme zur Versöhnung durchführen, um eine angemessene Wiedereingliederung der ehemaligen Kämpfer zu gewährleisten.
„Religion ist für die zentralafrikanische Bevölkerung der einzige Rahmen, der alle Menschen mit unterschiedlichen politischen, intellektuellen und sozialen Ansichten zusammenbringt. Sie bietet Einheit, Trost und Zusammenhalt“, meint Guerekoyame-Gbangou.
Laut Kardinal Nzapalainga wird das Vertrauen der zentralafrikanischen Bevölkerung in die Religion durch die Anzahl der Vertriebenen, die in Gotteshäusern Zuflucht gesucht haben, verdeutlicht. In Bangassou sollen 500 Musliminnen und Muslime in katholischen Kirchen untergekommen sein. In Grimari haben die Kirchen 1.500 muslimischen und christlichen Flüchtlingen Unterschlupf gewährt.
„Sie könnten in Rathäusern Schutz suchen, aber sie gehen stattdessen in Kirchen, weil Gott für sie ein Schutzwall und ein Fels bleibt, wenn alles verloren ist“, meint Kardinal Nzapalainga.
Um zu sehen, ob religiöse Führer die richtigen Fürsprecher für den Prozess sind, bleibt abzuwarten, ob Frieden in der Zentralafrikanischen Republik erreicht werden kann.
Die Leitung von PCRC zeigt sich hoffnungsvoll. „Das Abkommen von Khartum ist ein Werk, das viele Menschen zusammenbringt“, sagt Kardinal Nzapalainga. „Ja, es gab Misserfolge, aber ich denke, dass wir trotz der Gewalt zusammenkommen und diskutieren müssen. Für mich ist das Friedensabkommen auch heute noch relevant.“
Der Beitrag wurde ursprünglich in Religious News Service veröffentlicht.