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Sechs Ressourcen für Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten
In einem Jahr, das von zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Hassrede geprägt war, legt der diesjährige Weltflüchtlingstag den Fokus auf die Notwendigkeit der Integration von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten.
Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) haben Konflikte und Verfolgung weltweit mehr als 80 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen.
Selbst wenn sie in Sicherheit sind, sehen sich Flüchtlinge und Asylsuchende mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert – von der Wohnungs- und Arbeitssuche über die Isolation in ihren Aufnahmegesellschaften bis hin zur Bewältigung sprachlicher und kultureller Barrieren.
Erfolgreiche Integration ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Neubürgerinnen und Neubürger nicht als „Außenseiter“ betrachtet werden. Interreligiöser und interkultureller Dialog kann wichtigen Kontakt zwischen Schutzsuchenden und Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft sicherstellen. Dialog ist maßgeblich, um das gegenseitige Verständnis für unterschiedliche kulturelle Kontexte und religiöse Hintergründe zu fördern.
Das Internationale Dialogzentrum (KAICIID) begeht mit der internationalen Gemeinschaft den Weltflüchtlingstag am 20. Juni. Im Folgenden stellen wir sechs Ressourcen vor, die helfen können, Menschen, die Zuflucht suchen, zu stärken und in die neue Gemeinschaft einzubeziehen.
1. Projekt „Integration durch Dialog“
Das Projekt „Integration durch Dialog“, das in Zusammenarbeit mit der Caritas Wien, dem Roten Kreuz und anderen lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Regierungsbehörden entwickelt wurde, bietet einen interaktiven Kurs mit 13 Modulen, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Themen wie Gesundheitswesen, Schulsystem, Kunst und Kultur sowie europäische Rechtsgrundlagen einführt.
Die Lerneinheiten wurden ursprünglich zur Unterstützung der Integration in Österreich entwickelt, die Materialien lassen sich jedoch leicht für den Einsatz in Organisationen und Regierungsprogrammen auf der ganzen Welt anpassen. Das Toolkit besteht aus einem Handbuch, sowie zwei Anhängen: Materialien für Aktivitäten und Muster für Informationsblätter, die sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen.
2. Dialogo!
Effektiver Dialog erfordert Fähigkeiten des Zuhörens und der Kommunikation, aber auch kritisches Denken, gegenseitigen Respekt und soziales sowie emotionales Bewusstsein. Das Spiel "Dialogo!" von KAICIID hilft jungen Menschen, Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften, Fertigkeiten zur Vermittlung zu üben und Missverständnisse auf spielerische und konstruktive Art und Weise zu überwinden.
Das Spiel wurde im Rahmen der Schulungen "Dialogue for Peace" für Jugendliche gemeinsam mit der Weltpfadfinderorganisation entwickelt. KAICIIDs Trainerinnen und Trainer nutzen das Spiel für Dialog über unterschiedliche Themen wie Migration, Integration, Gleichberechtigung der Geschlechter sowie kulturelle und religiöse Symbole.
Das Spiel ist zum kostenlosen Download in Arabisch, Burmesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch verfügbar.
3. Vielversprechende Praxisbeispiele von Inklusion durch Dialog
Die erfolgreiche soziale Integration von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten ist der Schlüssel für das zukünftige Wohlbefinden, den Wohlstand und den Zusammenhalt der europäischen Gesellschaften. Integration ist jedoch ein vielschichtiger und multidimensionaler Prozess – von der Basis über die nationale Regierungsebene bis hin zur EU – der mit der Politik des Aufnahmelandes und dem Angebot unterstützender Integrationsstrukturen verbunden ist.
Entwickelt vom KAICIID-unterstützten Netzwerk für Dialog, das führende zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der Flüchtlingsintegration zusammenbringt, bietet die Broschüre „Promising Practices“ zehn Praxisbeispiele aus ganz Europa, darunter Österreich, Kroatien, Griechenland und Schweden, die zeigen, wie interreligiöse und interkulturelle Dialogfähigkeiten in Lernmöglichkeiten für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten umgesetzt werden können.
4. Interreligiöser Dialog in Aktion: Ein Leitfaden für den Umgang mit COVID-19
Laut dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, stellt die Coronavirus-Pandemie eine zusätzliche Bedrohung für Flüchtlinge und Vertriebene dar. Im vergangenen Jahr waren Menschen auf der Flucht mit einer beängstigenden Gesundheitskrise konfrontiert, die durch den fehlenden Zugang zu medizinischer Versorgung noch verschärft wurde; einer sozioökonomischen Krise, die ihre Lebensgrundlage weiter gefährdet hat; und einer Sicherheitskrise, da Grenzschließungen das Recht auf Bewegungsfreiheit eingeschränkt haben und einige Menschen in gefährlichen Situationen gefangen sind, unfähig zu fliehen oder Asyl zu suchen.
KAICIIDs interreligiöser Leitfaden zu COVID-19 bietet hilfreiche Beispiele und Empfehlungen aus der Praxis, die aufzeigen, wie interreligiöser Dialog die Trennung von Gemeinschaften verhindern, humanitäre Maßnahmen unterstützen, die interreligiöse Krisenbewältigung verbessern und Spannungen oder Gewalt aus Angst vor "dem Anderen" verhindern kann.
5. Empfehlungen des Europäischen Forums für politischen Dialog
Das Europäische Forum für politischen Dialog über Flüchtlinge und MigrantInnen, das ebenfalls vom Netzwerk für Dialog veranstaltet wird, lädt jährlich zivilgesellschaftliche Organisationen sowie Politikerinnen und Politiker ein, um die Komplexität von Migrationsströmen und Migrationsdynamiken zu diskutieren und zu erörtern, inwieweit akademische Forschung und Erfahrungen an der Basis zur Arbeit von politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern beitragen können.
Der Bericht des Forums bietet Empfehlungen für die Verbesserung der aktuellen Politik in Bezug auf Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten, um deren Integration in ihre Aufnahmegemeinschaften weiter zu stärken. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die Veränderung der Narrative über Migration, die Förderung des Dialogs mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern, die Verbesserung der Verbindungen zwischen Forschung und Politik sowie eine verstärkte Koordination der Politik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene.
6. Leitfäden
Das Forum 2020 wurde vom Auswärtigen Amt und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland unterstützt. In den Diskussionen wurden politische Versäumnisse identifiziert und die die Erstellung von drei Leitfäden zu inklusiver Bildung, Vertrauensaufbau und einer veränderten Sichtweise auf Migration angeregt.
Der erste Leitfaden beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Chancen durch größere religiöse und kulturelle Vielfalt in europäischen Klassenzimmern. Es werden Empfehlungen für die Bildungspolitik und die Entwicklung von Lehrplänen sowie für eine verbesserte Lehrerausbildung abgegeben.
Auch Jahre nach ihrer Ankunft in den Aufnahmeländern sind viele Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten weiterhin mit Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Die Narrative der Aufnahmegemeinschaften drehen sich weiterhin um einen wahrgenommenen Identitätsverlust, die Notwendigkeit einer weiteren Assimilierung von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten und die Unvereinbarkeit zwischen der ursprünglichen Kultur der Zugezogenen und der Kultur der Einheimischen. Als Reaktion darauf bieten die beiden zusätzlichen Leitfäden hilfreiche Maßnahmen für den Aufbau von Vertrauen in den Gemeinschaften und die Veränderung der Narrative über Migration durch mehr gegenseitiges Verständnis und interreligiösen und interkulturellen Dialog.