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Interreligiöses Sommerlager vereint Kinder und Eltern
Rabbi Jeff Berger, ein ehemaliger KAICIID International Fellow, spricht mit Begeisterung über seine Pläne, „Camp Unity“, ein jährliches interreligiöses Camp für Kinder am Stadtrand von London, auszubauen. Das Übernachtungscamp, das im vergangenen Sommer fünf Tage dauerte und an dem 35 Kinder aus den großen Glaubensrichtungen teilnahmen, wurde kürzlich mit einem renommierten britischen Preis ausgezeichnet.
„Camp Unity“ ist eine von 14 Organisationen, die im vergangenen Monat vom „High Sheriff of Hertfordshire“, einem Zeremonienoffizier der britischen Königin, mit dem „High Sheriff Award“ ausgezeichnet wurden. Die Zeremonie fand bereits zum 25. Mal statt und soll die Arbeit gemeinnütziger Gruppen und Einzelpersonen würdigen, die einen bedeutenden Beitrag für die Gemeinden in Hertfordshire geleistet haben. Im Mittelpunkt der diesjährigen Preisverleihung stand die Anerkennung der Arbeit von Gruppen, die Integration oder interreligiöse Arbeit fördern, sowie von Gruppen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Rabbi Berger entwickelte die Idee von „Camp Unity“ vor sieben Jahren zusammen mit der nunmehrigen Camp-Direktorin Rivka David. Doch die Anfänge der Initiative gehen auf KAICIID zurück, wo der Rabbi im Jahr 2016 International Fellow war. Sein Fellowship begann in Wien mit einer Gruppe, die buddhistische, christliche, hinduistische und muslimische Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfasste. „Wir hatten etwa fünf Tage lang Trainings mit wunderbaren Professorinnen und Professoren und viel Zeit für Reflexion und Dialog“, erzählt er. „Obwohl ich mich nicht zum ersten Mal in einem multikulturellen Umfeld befand, war das Training für mich sehr befreiend. Es hat mir vor Augen geführt, dass die ganze Menschheit die Sache gemeinsam anpackt.“
Rabbi Bergers Reise nach Sri Lanka, gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Jahrgang 2016, war ein Schlüsselmoment in seiner Ausbildung zum KAICIID Fellow. Vor Ort informierten sie sich über Konfliktlösung und Friedensförderung nach dem langjährigen Bürgerkrieg. Während der Konflikt zwischen den Regierungstruppen und der Separatistenorganisation „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ im Jahr 2009 endete und mehr als 80.000 Tote gefordert hatte, begann in Sri Lanka der Versöhnungsprozess nur äußerst langsam.
„Wir hörten von Menschen, die über 26 Jahre hindurch am Bürgerkrieg beteiligt waren“, berichtet der Rabbi. „Im Jahr 2016 waren die Kämpfe seit sieben Jahren beendet, aber das Volk war immer noch gespalten. Die Menschen arbeiteten immer noch an den Problemen, die nach dem Krieg entstanden waren. Ungefähr jeder neunte Haushalt hatte zumindest ein Familienmitglied verloren.“
Diese Erfahrung blieb Rabbi Berger noch lange nach seinem letzten Aufenthalt in Wien und seinem KAICIID-Abschluss in Erinnerung. Im Jahr 2017 beschloss er, dass mehr Theologinnen und Theologen von interreligiösem Training profitieren sollen. „Typischerweise erhalten religiöse Führerinnen und Führer etwa 2.000 Stunden Ausbildung, von denen etwa 12 Stunden interreligiöse Themen behandeln“, erklärt er. „Ich hielt es für einen eklatanten Mangel, dass nicht einmal ein Prozent unserer Zeit interreligiösem Unterricht gewidmet wird.“
Mit Unterstützung von KAICIID stellte Rabbi Berger ein eintägiges Seminar zusammen, das angehende Religionsführerinnen und -führer aus dem gesamten religiösen Spektrum zusammenführte. „Es gelang uns, 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewinnen – drei Personen aus jeder Religion - Buddhismus, Hinduismus, Islam, Christentum und Judentum. Am Vormittag fand eine Schulung statt und am Nachmittag besuchten wir Gotteshäuser für jede der genannten Religionen. Es war schön zu sehen, wie schnell die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Neugierde und Vertrauen zueinander entwickelten. Es war das erste Mal, dass sie in die Glaubenszentren aller anderen religiösen Gruppen besuchten.“
„Camp Unity“ markiert einen Höhepunkt in Rabbi Bergers Arbeit, sich mit Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zu beschäftigen. Das Camp, an dem Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren teilnehmen können, wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Es sollte nicht nur finanziell besser gestellten Familien zugänglich sein, sondern ermutigte auch bewusst Kinder aus einkommensschwächeren Verhältnissen, daran teilzunehmen.
Die Möglichkeit eines sinnvollen interreligiösen Dialogs zwischen Eltern und Kindern war ein wichtiger Faktor. „Ich habe bemerkt, dass unsere Gemeinschaften sich gerne selbst abschotten“, führt Rabbi Berger aus. „KatholikInnen sind nur mit anderen KatholikInnen zusammen, MuslimInnen nur mit weiteren MuslimInnen. Niemand war bereit, den Schritt über diese künstlichen Barrieren, Ängste, Verdächtigungen und Stereotypen hinaus zu wagen. Die Idee von „Camp Unity“ ist es, kleine Kinder zusammenzubringen, sich aufeinander einzulassen und die Wirkung auf ihre Eltern und religiöse Führerinnen und Führer auszudehnen. Ich glaube, das ist uns gelungen.“
Das „Camp Unity“ des vergangenen Sommers wurde in Zusammenarbeit von fünf Glaubensgemeinschaften und ihren Führerinnen und Führern organisiert und teilweise durch einen monetären Zuschuss von KAICIID finanziert. Es nahmen 35 christliche, jüdische, muslimische und hinduistische Kinder aus elf Nationen teil, darunter Polen, Nigeria, Simbabwe, Sri Lanka und die Tschechische Republik. Fünf Tage lang beteiligten sich die Kinder an Aktivitäten wie Teambuilding, Bogenschießen, Wandklettern, Bauen von Unterkünften und Höhlenforschung. Alle Mahlzeiten waren vegetarisch, koscher, halal und frei von Nüssen.
Die interreligiöse Zusammenkunft war ein uneingeschränkter Erfolg. In einer Umfrage am letzten Tag des Camps, das in der Nähe von London in Borehamwood stattfand, gaben mehr als 90% der Kinder an, dass sie im Jahr 2020 wieder daran teilnehmen würden, und alle bestätigten, sie hätten mindestens eine neue Freundin oder einen neuen Freund aus einer anderen Glaubensrichtung gefunden.
Die Eltern der Kinder, die am Camp teilnahmen, waren ebenfalls erfreut. In Berichten haben sie über den Spaß und die lehrreichen Lektionen geschrieben, die die Kinder erlebt haben: „Nach zwei Tagen voller Spaß sind wir wieder zu Hause“, schrieb ein Vater namens Dan. „Meine Töchter hatten eine Riesenfreude. Es war großartig, euch alle kennen zu lernen. Ihr habt etwas ganz Besonderes ins Leben gerufen. Wir brauchen mehr solcher Dinge.“
„Danke, dass Sie meinem Sohn seine erste Campingerfahrung ermöglicht haben“, schrieb ein anderer Vater namens Vijo. „Das Thema, dass alle Religionen, Kulturen und Gemeinschaften zusammenkommen, ist eine wertvolle Lektion für die neue Generation von Kindern.“
„Ich glaube, mit Camp Unity haben wir eine Gelegenheit geschaffen, die auch Eltern zusammengebracht hat“, freut sich Rabbi Berger. „Es ist uns gelungen, die Barrieren und fest gefahrenen Denkweisen der Menschen aufzubrechen. Ich hielt es für wichtig, sozusagen das Fenster zu öffnen und den Blick dafür zu ermöglichen, wie wir mit der Welt und der Menschheit umgehen. Die Ideen waren bereits in meinem Kopf, aber die Erfahrung bei KAICIID half mir, sie zu ordnen und das Camp zu organisieren.“
Fast vier Jahre nach seinem Fellowship hält Rabbi Berger über eine viel genutzte WhatsApp-Gruppe regelmäßigen Kontakt zu seinen KAICIID Fellows. Er ist überzeugt, die Nachrichten der Kolleginnen und Kollegen hätten ihm geholfen, sich über neue interreligiöse Initiativen auf der ganzen Welt zu informieren.
„Jeden Tag sind es bestimmt über 20 Nachrichten“, berichtet er. „Es sind nicht nur Grüße, es sind Fellows, die über neue Programme berichten, die in fast sechzig Ländern stattgefunden haben: in Finnland oder Indonesien oder am Internationalen Frauentag in Südafrika. Es ist eine großartige Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben und auch wertvolle neue Ideen und Zugänge kennenzulernen.“