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Weltflüchtlingstag im KAICIID – Ein Abend im Zeichen des Dialogs

20 Juni 2019

Vor dem Hintergrund des weltweiten Weltflüchtlingstags lud KAICIID am 19. Juni zu einem Abend der besonderen dialogischen Begegnungen ein. Gerade in Zeiten polarisierender Rhetorik und gesellschaftlicher Spaltung ist es wichtig, miteinander in Dialog zu treten, Erfahrungen auszutauschen und dabei mitunter auch festzustellen, dass wir trotz aller Unterschiede ähnliche Wünsche, Bedürfnisse und Träume haben.

Unter dieser Prämisse fanden sich gestern Abend rund 60 Teilnehmer/innen in den Räumlichkeiten des KAICIID ein. Darunter befanden sich Flüchtlinge, Menschen, die in der Flüchtlingsberatung und -betreuung beruflich tätig sind, sowie Besucherinnen und Besucher, die ein allgemeines Interesse am Thema aufwiesen. Ein spannender Abend voller neuer Erkenntnisse erwartete die Beteiligten.

Metropolit Emmanuel, Metropolit von Frankreich und Exarch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, richtete sich mit Eröffnungsworten an die anwesenden Gäste. „Europa darf keine Festung werden“, forderte der Metropolit, der auch von berührenden persönlichen Erfahrungen mit Flüchtlingen in Griechenland erzählte. „Europa ist nicht nur unser Kontinent, oder der Kontinent der Europäer. Es ist auch eurer“, ermutigte er die anwesenden Flüchtlinge im Raum. Metropolit Emmanuel hob in seiner Begrüßungsrede auch die Wichtigkeit von KAICIIDs Arbeit für den interreligiösen Dialog hervor.

Suad Mohamed erzählte darauffolgend den Teilnehmer/innen ihre ganz persönliche Geschichte. Ursprünglich aus Somalia stammend emigrierte Suad zuerst nach Saudi-Arabien, dann nach Pakistan, Syrien und schlussendlich nach Österreich. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten sich hierzulande zu integrieren schöpfte sie bald Kraft aus ihrer Arbeit in der Diakonie und beim Roten Kreuz, wo sie andere Flüchtlinge und Migrant/innen betreut. Heute ist sie ausgebildete Pharmazeutin und spricht sechs Sprachen fließend. Sie richtete ermutigende Worte an alle anwesenden Flüchtlinge und motivierte Sie dazu, mit Österreicher/innen in Kontakt zu treten, um ihren persönlichen Integrationsprozess weiter zu fördern.

Edith Erhart machte Ihre Erfahrungen mit Flucht und Migration aus einer anderen Perspektive. Als Deutschtrainerin beim Österreichischen Hilfswerk lernte sie eine Familie aus Syrien kennen. Aus der Bekanntschaft wurde eine tiefe Freundschaft, und das trotz aller kommunikativer Hürden, die besonderes anfänglich bestanden hatten. Im weiteren Verlauf des Abends bekamen Menschen unterschiedlichster Herkunft die Gelegenheit, sich im „World Café Format“, in kleineren Gruppen, persönlich kennenzulernen und miteinander in einen tieferen Dialog zu treten. „Inwieweit haben mir Gespräche bei meiner Integration geholfen?“. „Was würde mir helfen, um mit anderen besser in Kontakt zu kommen?“. Diese und viele weitere Fragen wurde angeregt diskutiert.

Mischa Altmann, der durch den Abend führte, stellte eine rhetorische Frage, die er im Anschluss gleich selbst beantwortete: „Was bedeutet Dialog? Dialog bedeutet, einander zuzuhören, mit dem Gehirn und dem Herzen zu sprechen. Dialog bedeutet nicht, den anderen zu überzeugen, sondern gemeinsam etwas Neues zu schaffen“. Die Resonanz der Teilnehmer/innen fiel ähnlich aus. “Solche Erfahrungen helfen uns, es zu verstehen, dass wir alle Menschen sind, egal woher wir kommen oder wie wir aussehen. Wir wollen lernen, ohne Vorurteile mit anderen Menschen zu sprechen.“, stand auf einem der Arbeitsblätter aus den Kleingruppen.

Der Weltflüchtlingstag im KAICIID wurde somit als Möglichkeit genutzt, miteinander ins Gespräch zu kommen. Weitere Möglichkeiten dieser Art sollen folgen.