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Nach Gründung der interreligiösen Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in Wien beginnt nun im arabischen Raum die Umsetzung mit Schwerpunkt auf Religionspädagogik

01 Mai 2018
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Amman, Jordanien, und Kairo, Ägypten, 1. Mai 2018: Die „Interreligiöse Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt“ (Interreligious Platform for Dialogue and Cooperation in the Arab Region), eine multireligiöse Plattform für die höchsten Vertreter muslimischer und christlicher Institutionen in Nahost, startete diese Woche eine ehrgeizige Reihe von Kooperationsprojekten im gesamten arabischen Raum. Die Plattform, die erste ihrer Art im arabischen Raum, wurde nach Konsultation mit dem Internationalen Dialogzentrum (KAICIID), einer zwischenstaatlichen Organisation mit Sitz in Wien, im Februar 2018 im Rahmen einer Konferenz in Wien gegründet. 

Der Lenkungsausschuss der Plattform, der sich aus 23 führenden Vertretern religiöser Einrichtungen in Ägypten, dem Libanon, Saudi-Arabien, Palästina, Tunesien, Jordanien und Marokko zusammensetzt, hielt diese Woche seine erste Sitzung in Amman, Jordanien, ab. 

Nach den produktiven Zusammenkünften brachte Fahad Abualnasr, Generaldirektor des KAICIID und Leiter der KAICIID-Delegation für Jordanien und Ägypten, gegenüber den Mitgliedern der Plattform seine Dankbarkeit für ihr Engagement für den interreligiösen Dialog zum Ausdruck. „Als wir die Plattform Anfang des Jahres in Wien ins Leben riefen, haben wir den Menschen im arabischen Raum versprochen, die Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen zum Wohle aller zu verbessern. Ohne den Einsatz der religiösen Würdenträger der Plattform bestünde dieses Versprechen aus leeren Worten. Wie wir in den letzten Tagen in Jordanien und Ägypten beobachten konnten, haben sich die religiösen Würdenträger in der Region der Plattform wirklich verschrieben und sie zu ihrer Aufgabe gemacht. Wir sind stolz darauf, sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Ihr Beispiel der interreligiösen Zusammenarbeit, des Miteinanders und des gegenseitigen Verständnisses wird den Millionen von Menschen, die ihnen folgen, sicherlich als Vorbild dienen.“

Die Mitglieder der Plattform haben bereits ihre Zusammenarbeit untereinander und mit dem KAICIID aufgenommen und eine Reihe gemeinsamer Initiativen gestartet, darunter:

  • Das Netzwerk für religiöse Fakultäten und Institute (Network for Religious Faculties and Institutes, NRFI):Das Netzwerk, das Professoren und Dekane von religiösen Bildungsstätten im arabischen Raum zusammenbringt, hielt am Montag, den 30. April eine Sitzung des Lenkungsausschusses im ägyptischen Kairo ab. Im Rahmen der Sitzung vereinbarten die Vertreter die Entwicklung eines gemeinsamen Lehrplans für den interreligiösen Dialog, der in allen ihren Einrichtungen eingeführt wird. 

Waseem Haddad, KAICIID-Programmleiter für den arabischen Raum, merkte an: „Dies ist eine besonders bedeutsame Entwicklung, denn aufgrund dieses neuen gemeinsamen Lehrplans werden Religionsstudenten in der gesamten Region die Chance erhalten, direkt von Vertretern anderer Religionen in dialogischer Weise mehr über diese Religionen zu erfahren. Unseres Erachtens wird dies einen wichtigen Beitrag zum interreligiösen Verständnis leisten.“

Darüber hinaus vereinbarten sie die Zusammenarbeit an einem Schulungsprogramm für Journalisten, die über Religion berichten.

„In einer Region mit äußerst vielfältigen Medien, in der die Medien außerdem einen enormen Einfluss auf die Wahrnehmung von Religionsanhängern ausüben können, ist es wichtig, dass Journalisten dahingehend ausgebildet werden, mit Feinsinn über Religion und interreligiösen Dialog zu berichten“, so Haddad.

Die Mitglieder des Netzwerks einigten sich des Weiteren, Austauschprogramme zwischen ihren jeweiligen Institutionen zu organisieren. Den Anfang macht ein Besuch zwischen der Universität Balamand im Libanon und der Universität Ez-Zitouna in Tunesien. Professoren des Netzwerks reisen zu den jeweils anderen Einrichtungen und lehren dort – ein einzigartiges Beispiel interreligiöser Zusammenarbeit im Bildungswesen. 

  • Das Fellows-Programm des KAICIID: Beim Fellows-Programm des KAICIID handelt es sich um einjähriges Programm aus Schulungen und Umsetzung für Fachleute der mittleren Leitungsebene in Religionspädagogik. Das Programm gibt es nun bereits seit fünf Jahren. Die Vertreter der arabischen Region trafen sich am 30. April 2018 zur ersten einwöchigen Schulung in Kairo, Ägypten. Die Gruppe besteht aus 31 Mitgliedern, darunter 8 Frauen. Die Teilnehmer wurden sowohl vom NRFI als auch von der Plattform nominiert, sodass sichergestellt ist, dass sich der Einfluss der Plattform von der Führungsebene bis auf die Arbeitsebene erstreckt. 
  • Während der Schulung hatten die Fellows darüber hinaus die Möglichkeit, zwei Gründungsmitglieder der Plattform zu treffen: Seine Eminenz Scheich Dr. Shawki Ibrahim Allam, Großmufti von Ägypten, und Seine Heiligkeit Papst Tawadros II., Papst von Alexandrien und Patriarch der koptisch-orthodoxen Kirche. Die beiden hochrangigen religiösen Würdenträger waren sich in ihrer Unterstützung für das Programm und das ehrgeizige Mandat der Plattform einig.

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Scheich Dr. Allam bemerkte: „Nach Gründung der Plattform in Wien beobachten wir nun ihre Umsetzung vor Ort durch dieses (Fellows-)Programm, das mehr als eine reine Schulung ist. Es ist vielmehr eine Zusammenkunft wichtiger Fachleute auf diesem Gebiet (des Bildungswesens). Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch im Rahmen derartiger Zusammenkünfte stattfindet. Der Dar-Al-Iftaa wusste die tragende Rolle des KAICIID bei der Förderung von Dialog und Miteinander in der Region sehr zu schätzen und freut sich auf den Beitrag, den die Plattform zur Verbreitung einer Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit unter Christen und Muslimen in der Region leisten wird.“ 

Papst Tawadros stimmte Dr. Allam zu und verwies darauf, dass „das KAICIID die Menschheit bereichert, indem es eine Kultur des Dialogs verbreitet und das Miteinander fördert. Die koptische Kirche applaudiert dem Zentrum und seinen Aktivitäten und weiß seinen Einsatz für Dialog zu schätzen. Die Arbeit des KAICIID trägt zweifelsohne zur Schaffung von Weltfrieden bei.”

 

Über die interreligiöse Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt

Die erste regionale Dialogplattform für hochrangige Religionsvertreter und -einrichtungen im arabischen Raum ist die erste transnationale christlich-muslimische Plattform, die sich für den Schutz und die Achtung der Rechte aller Religionsgemeinschaften in der arabischen Welt einsetzt. Religiöse Würdenträger aus der gesamten arabischen Region unterstützen die Plattform aktiv, um sich mit einer Stimme für gemeinsame Bürgerrechte auszusprechen und Vorurteilen, Ausgrenzung, Hassreden und Gewalt ein Ende zu bereiten. Die Dachplattform schließt sich mit hochrangigen muslimischen und christlichen Religionsvertretern zusammen, um die größten Herausforderungen in ihren Gemeinden anzugehen: Religionsgemeinschaften sind entwurzelt, leiden unter Völkermord, Ausgrenzung und Verarmung. Die Plattform ermöglicht religiösen Würdenträgern die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern in der Region.

Zu den Gründungsmitgliedern der Plattform zählen Scheich Dr. Shawki Ibrahim Allam, Großmufti von Ägypten, Kardinal Mar Bechara Boutros Al-Rai, maronitischer Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten, Patriarch Aram I. Keshishian, Leiter des Katholikats des Großen Hauses von Kilikien, Scheich Abdul-Latif Derian, Großmufti des Libanon, Dr. Tawfeeq bin AbdulAziz AlSediry, Vizeminister des Ministeriums für islamische Angelegenheiten, Saudi-Arabien, Papst Tawadros II., Papst von Alexandrien und Patriarch der koptisch-orthodoxen Kirche von Alexandrien, Scheich Muhammad Hussein, Großmufti von Jerusalem und Palästina, Patriarch Yohanna X. Yazigi, griechisch-orthodoxer Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten, der große Gelehrte Sayed Ali El-Amine, Hochwürden Dr. Andrea Zaki, Oberhaupt der evangelischen Gemeinde von Ägypten, Druse Scheich al-Aql Naim Hassan, Leiter des Drusenrats im Libanon, Dr. Hisham Qarisa, Leiter der Universität Al-Zaytuna, Tunesien, und Dr. Ahmad Al Abbadi, Generalsekretär der wissenschaftlichen Vereinigung Al Rabita Al-Muhammadiyah, Marokko, usw.

Aktuell gehören 23 Einrichtungen zur Plattform. Die Anzahl der beteiligten Institutionen wird voraussichtlich steigen.