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Klausur des Netzwerks für Dialog bringt neue Impulse für die Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten

10 Mai 2023

Wer politische Veränderungen für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in Europa bewirken will, muss harte Arbeit leisten und kühne Ideen haben – das sagen zumindest die Mitglieder des von KAICIID unterstützten Netzwerks für Dialog, die am vergangenen Wochenende an einer dreitägigen Klausur in Caux, Schweiz, teilnahmen.

Mit farbenfrohen Post-it-Zetteln, die als Visionen dienten, und Flipcharts, die mit SWOT-Analysen vollgeschrieben waren, tauschten 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa bewährte Verfahren und neue Lösungen zur Verbesserung der Integration aus.

Die Klausur zählt zu den halbjährlichen Treffen des Netzwerks, an denen Mitglieder und Partner von 25 etablierten Flüchtlingshilfe- und Dialogorganisationen teilnehmen. Dazu gehören unter anderem ADRA, Arigatou International, der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, HIAS Europe, Islamic Relief und die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC).

Die Treffen des Netzwerks konzentrieren sich traditionell auf Workshops zur Wissensvermittlung. Themen sind meist die Beantragung von Förderungen und das Verfassen von Grundsatzpapieren, erklärt Johannes Langer, leitender Manager des Europa-Programms von KAICIID. Doch diese Klausur brachte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, ihr Verständnis von Dialog zu erweitern.

Dialog hilft bei der Bewältigung schwieriger Herausforderungen bei der Integration

KAICIID-Berater Prof. Patrice Brodeur lud die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu ein, sich im Dialog mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, mit denen viele Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in ihren Aufnahmegemeinschaften konfrontiert sind. Der Dialog kann dabei helfen, sich in mehreren Identitäten zurechtzufinden, wenn man sich zum Beispiel sowohl als Araber als auch als Europäer identifiziert. Außerdem kann Dialog dabei helfen, strukturelle Vorurteile zu überwinden, die einen intersektionalen Hintergrund haben, zum Beispiel, wenn man muslimisch und eine Frau ist.

„Dialog ist in der heutigen Welt unverzichtbar, da er die vielen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, bewältigen kann“, sagt Haythem Kamel Badawy, Direktor des Verbands für Bildung und Sensibilisierung in Luxemburg (Formation et Sensibilisation de Luxembourg-FSL).

Ohne Dialog können sich Flüchtlinge in der Kultur und dem sozialen Umfeld ihrer neuen Aufnahmegemeinschaft verloren fühlen, was zu Ausgrenzung führt und in extremen Fällen den Grundstein für eine Radikalisierung legt.

Jon Rasmussen, Berater des Better World Frameworks der Weltpfadfinderorganisation (WOSM), sagt, dass die Themen der Workshops den Netzwerkmitgliedern helfen, die Stärken ihrer Arbeit mit Flüchtlingen zu erkennen und herauszufinden, wo sie externe Unterstützung benötigen.

„Am vergangenen Wochenende wurden wir von KAICIID dazu angeregt und angeleitet, den Dialog in alle Aspekte unserer Arbeit einzubeziehen. Das macht uns als Einzelne besser, aber auch das Netzwerk stärker und geschlossener“, erklärt er.  

peaceloveleigh

Dialog ist mehr als Theorie

Im Laufe der drei Tage hatten die Beteiligten viele Gelegenheiten, über die „Theorie“ und Diskussionen im Schulungsraum hinaus die Freude am Aufbau von Beziehungen zu erleben.

Geführte Spaziergänge in der Natur und interkulturelle Kochkurse brachten die Mitglieder des Netzwerks nicht nur näher zusammen, sondern dienten auch als praktische Beispiele für Dialoginitiativen, die direkt in den Gemeinschaften umgesetzt werden können.

Die Vorführung des Films „Die Schwimmerinnen“ (The Swimmers), der auf der inspirierenden Geschichte zweier Schwestern basiert, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind und die gefährliche Fahrt über das Meer überstanden haben, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen, bot Gelegenheit zum Nachdenken.

Das in einer Töpferwerkstatt hergestellte Geschirr wird an zwei Organisationen in der Schweiz gespendet, die Flüchtlingsfamilien mit Haushaltsgegenständen und anderen Leistungen versorgen. 

„Caux war der perfekte Ort für eine Klausur. Die Mitglieder des Netzwerks haben die Natur erkundet, ihre Kreativität ausgelebt und neue Energie für ihre Arbeit mit und für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in ihren Gemeinden gesammelt“, sagt Langer.

Während die Aktivitäten Spaß und Entspannung brachten, halfen die angeleiteten Dialoge den Mitgliedern des Netzwerks, tiefgehende Gespräche zu führen und Bereiche für eine mögliche Zusammenarbeit zu erkunden.

„Es ist wirklich fantastisch, sich den anderen Netzwerkmitgliedern so verbunden zu fühlen. Jedes Mal fühle ich mich wohler, da wir persönliche und berufliche Beziehungen aufbauen“, berichtet Isabel Tootill, Mitbegründerin und Prozessmanagerin bei MEERU | Abrir Caminho, einer in Portugal ansässigen humanitären Organisation, die mit Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen arbeitet.

Laut Langer war die gemeinschaftliche Atmosphäre während der Klausur deutlich spürbar, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch lange nach dem Ende der einzelnen Veranstaltungen blieben, um ihre Gespräche fortzusetzen. Er freute sich auch darüber, dass die beiden neuesten Mitglieder des Netzwerks problemlos in die Gruppe aufgenommen wurden.

peaceloveleigh The retreat was the latest in the Network for Dialogue series of biannual meetings which convene members and partners from 25 well-established refugee aid and dialogue organizations (LeighAnn Shafiq/KAICIID)

Die nächsten Schritte für das Netzwerk

Die bei den Netzwerktreffen geknüpften Beziehungen haben letztlich einen strategischen Zweck. Langer und seine Kollegin Aleksandra Djurić Milovanović, Projektmanagerin des Netzwerks für Dialog, werden die Mitglieder dabei unterstützen, das ganze Jahr über an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Im Vorfeld dieses Treffens hat das Netzwerk eine erneute Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen für seine Mikrozuschuss-Projekte veröffentlicht, berichtet er. Diese Initiativen müssen auf den Empfehlungen der Strategiepapiere aufbauen, die die Mitglieder des Netzwerks im Anschluss an das jährlich stattfindende Europäische Forum für politischen Dialog erstellen. Die Themen reichen von der Verbesserung der Bildung über die Stärkung des Zusammenhalts in den Gemeinden bis hin zum Aufbau von Partnerschaften zwischen verschiedenen Interessengruppen und so weiter.

Langer sagt, dass bereits während der Klausur mehrere Mitglieder potenzielle Bereiche der Zusammenarbeit identifiziert haben und sich darauf freuen, gemeinsame Förderanträge zu diskutieren.

Die Mitglieder des Netzwerks werden außerdem im November erneut zu einem Online-Workshop zur Stärkung der Kompetenzen zusammenkommen, der am Rande des Europäischen Forums für politischen Dialog in Rotterdam stattfinden wird.

„Diese Dialogklausur ermöglichte es unseren Mitgliedern, tiefgreifende Lernerfahrungen zu machen, neue Erkenntnisse miteinander zu teilen und die nächsten Schritte des Netzwerks zu planen“, erklärt Djurić Milovanović. „Ich bin stolz darauf zu sehen, wie das Netzwerk dank unserer regelmäßigen Treffen weiter wächst.“