- Unsere Geschichten
- Neuigkeiten
- KAICIID Fellows und Alumni rufen dazu auf, gegen Hassrede vorzugehen und ermutigen Lehrpersonal, multireligiöse Lehrpläne anzuwenden
KAICIID Fellows und Alumni rufen dazu auf, gegen Hassrede vorzugehen und ermutigen Lehrpersonal, multireligiöse Lehrpläne anzuwenden
Friedenskonsolidierung, Konfliktprävention, Klimawandel, Gleichstellung der Geschlechter und multireligiöse Partnerschaften standen gestern ganz oben auf der Tagesordnung. Dutzende ehemalige und gegenwärtige KAICIID Fellows, Jugendvertreterinnen und -vertreter aus mehreren der wichtigsten Weltreligionen und globalen politischen Institutionen kamen virtuell zusammen, um an KAICIIDs „Interreligiösem G20-Fellows- und Jugendforum“ teilzunehmen.
Im Vorfeld des Interreligiösen G20-Forums, das nächste Woche in Riad, Saudi-Arabien, abgehalten wird, fanden ergiebige Diskussionen zwischen Vertreterinnen und Vertretern von Jugendgruppen aus der ganzen Welt sowie den internationalen Fellows und Alumni des Internationalen Dialogzentrums statt.
Das gestrige „Interreligiöse G20-Fellows- und Jugendforum“ war die letzte Veranstaltung vor dem Interreligiösen G20-Forum nächste Woche.
Das Forum begann mit einer Würdigung der Talente der Fellows durch Faisal bin Muaammar, Generalsekretär des Internationalen Dialogzentrums (KAICIID). „Ich habe oft gesagt, dass unsere Fellows die wahren Botschafterinnen und Botschafter des Dialogs sind. Die 250 Frauen und Männer, die sich KAICIID Fellows nennen, repräsentieren das Beste des interreligiösen Dialogs und stehen für den Wandel, den wir in der Welt sehen wollen.“
Junge Stimmen hören
Ausgehend von den Erkenntnissen, die bei sechs regionalen Treffen mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in diesem Jahr gewonnen wurden, betonte Faisal bin Muaammar, wie wichtig es ist, den Jugendlichen zuzuhören. „Unser Ziel ist es, die Stimmen unserer Fellows und der Jugend für die Staats- und Regierungsoberhäupter, die auf dem G20-Gipfel zusammentreffen, sichtbar zu machen. Das Interreligiöse G20-Forum soll sicherstellen, dass möglichst unterschiedliche religiöse Stimmen vertreten und in die Politikgestaltung einbezogen werden. Und dass der interreligiöse Dialog als ein Instrument für den Aufbau friedlicher und wohlhabender Gesellschaften anerkannt wird.“
„Unseren Fellows und den jungen Menschen, die heute bei uns sind, möchte ich Folgendes sagen: Sie haben das Pech, in interessanten Zeiten zu leben. COVID-19 ist dabei, unsere Welt zu verändern und Ihre Generation wird leider die Hauptlast der Entscheidungen tragen, die die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt im Umgang mit der Pandemie getroffen haben. Klimawandel, Naturkatastrophen, Konflikte und Ungleichheit sind auf dem Vormarsch. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Sie sind die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs von morgen und die Welt gehört Ihnen. Ich lade Sie ein, diese Gelegenheit zu nutzen, um ehrlich zu sprechen, gründlich über die Herausforderungen nachzudenken, vor denen wir alle stehen, und den Staats- und Regierungsoberhäuptern der Welt klar zu sagen, was sie tun sollen.“
Das von KAICIID, der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC), der G20 Interfaith Forum Association und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog im Königreich Saudi-Arabien gemeinsam organisierte Interreligiöse G20-Forum bietet eine jährliche Plattform, auf der sich religiöse und vom Glauben inspirierte Netzwerke zu wichtigen globalen Themen engagieren. Dies geschieht im Rahmen der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) und der Agenda des G20-Gastlandes.
Miguel Ángel Moratinos Cuyaubé, Hoher Vertreter der UN-Allianz der Zivilisationen, erinnerte die Anwesenden an die Bedeutung der Stärkung von Jugendgruppen und deren Leiterinnen und Leitern. „Wir versuchen, junge Frauen und Männer sowie jugendliche Gesellschaften zu ermächtigen und sehen, dass sie wichtig für sozialen Wandel sind. Ich denke, wir haben im Laufe der Jahre viele Programme und Projekte entwickelt, um junge Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen zusammenzubringen und zu zeigen, dass sie einander respektieren können, dass sie miteinander reden können, dass sie zusammenarbeiten können und dass sie das erschaffen können, was wir Menschlichkeit nennen.“
Miguel Ángel Moratinos Cuyaubé nannte einige Herausforderungen, vor denen junge Menschen auf der ganzen Welt während der Coronavirus-Pandemie stehen.
„Es ist eine ungeheure Belastung und eine mentale Herausforderung für alle, aber besonders für die Jugend. Die Pandemie hat alle Herausforderungen, denen sich junge Frauen und Männer stellen müssen, noch verschärft. Millionen haben ihren Arbeitsplatz verloren, Hunderttausende sind aufgrund der teilweisen Schließung von Schulen und Universitäten ohne Ausbildung. Es wurde versäumt, diese Probleme zu lösen, was zu einer Entfremdung der jungen Menschen und ihres Vertrauens in das politische Establishment führte“, so der Hohe Vertreter.
Den Höhepunkt des Tages bildete die Präsentation der vielen Empfehlungen aus Workshops mit KAICIID Fellows und Jugendgruppen. Dazu gehörten Empfehlungen, die die Fellows als Botschafterinnen und Botschafter des Friedens und Konfliktprävention, als Trainerinnen und Trainer sowie als Fürsprecherinnen und Fürsprecher für Jugendliche und Frauen gesammelt hatten.
Hassrede in sozialen Medien
Jugendgruppenleiterinnen und -leiter präsentierten Empfehlungen zur Bekämpfung von Hassrede und zur Nutzung sozialer Medien als Raum für Dialog, zur Berücksichtigung der Bedürfnisse junger weiblicher Flüchtlinge und Migrantinnen sowie zu ökologischen Herausforderungen.
Zu den Empfehlungen gehörten die Reform der Hochschul- und Erwachsenenbildungseinrichtungen, um multireligiöse Lehrpläne und Diversitätsschulungen einzuführen, Schutz vor Cyber-Mobbing und die Bekämpfung des zunehmenden Populismus, des Hasses und der Gewalt von Rechtsextremen in Europa und den USA.
Weitere Empfehlungen sprechen sich für mehr Forschungsfinanzierung aus, um die Verbindung von Theologie und Ökologie zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen in Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels integriert werden. Weiters bedarf es der Entwicklung eines Multimedia-Toolkits für ökologische Fragen, das als pädagogischer Leitfaden zum Schutz des Planeten dient.
Soziale Medien werden weltweit von 3,8 Milliarden Menschen genutzt. Eine der Sorgen der Fellows und Jugendgruppen im Jahr 2020 ist die häufige Verbreitung von Hassrede über diese Online-Netzwerke.
„Wir leben in einem globalen Dorf, vielleicht könnten wir es auch als globales Haus bezeichnen“, meint Jemima Nartey, Stellvertretende Vorsitzende des Weltpfadfinderkomitees. „Dank des Internets sind Kommunikation und Sozialisierung einfacher als je zuvor, besonders in Zeiten des Coronavirus. Leider bringt dies auch die Gefahr der Online-Hassrede mit sich. Soziale Netzwerke wie WhatsApp, Facebook und Twitter sind bei vielen Menschen, vor allem Jugendlichen, sehr beliebt. Mittlerweile werden diese Medien absichtlich dazu benutzt, Personen oder Gruppen wegen ihrer Ethnie, Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung, Geschlecht oder Behinderung anzugreifen.“
Jugendliche sind die Gegenwart
Professorin Katherine Marshall, Mitglied des Beirats des Interreligiösen G20-Forums und Senior Fellow am World Faiths Development Dialog Centre am Berkley Center der Georgetown Universität, betonte, wie wichtig es sei, junge Menschen in Fragen, die die G20 betreffen, einzubeziehen.
„Die Jugend ist nicht die Zukunft, sie ist die Gegenwart“, so die Professorin. „Wir brauchen die Ideen, die Energie, die Kraft der jungen Menschen. Die Herausforderung besteht immer darin, Wege zu finden, um ihre Stimmen an den Verhandlungstisch zu bringen. Sie dürfen nicht vernachlässigt werden. Viele Organisationen neigen dazu, junge Menschen nicht zu hören. Ich denke, dass die Motivation des heutigen Treffens und unserer Teilnahme am G20-Gipfel sehr stark darauf ausgerichtet ist, diese Stimmen klar und deutlich in die komplexen Prozesse einzubringen.“
Es folgte eine interaktive Sitzung, die von den Fellows und Jugendlichen geleitet wurde. Das Forum endete mit einer kulturellen Darbietung mit einem traditionellen Oud-Instrument, das von einem Mitglied von „SALAM für kulturelle Kommunikation“ gespielt wurde.
Das Interreligiöse G20-Forum, das zur Anmeldung offensteht, wird online stattfinden und vom 13. bis 17. Oktober aus Riad, Saudi-Arabien, per Stream übertragen.