Direkt zum Inhalt

Glaube an die UNO: Religiöse Persönlichkeiten thematisieren weltweite Herausforderungen in Zeiten des Misstrauens

08 September 2020

Religiöse Führerinnen und Führer auf der ganzen Welt sind sich einig, dass die Vereinten Nationen (UNO) ihr 75-jähriges Jubiläum im Jahr 2020 inmitten einer beispiellosen Krise begehen.

Die Gefahren für den Frieden, die Sicherheit, den Schutz der Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung sind allgegenwärtig. Gleichzeitig bedroht eine Pandemie Millionen von Menschenleben und verschärft bestehende Ungleichheiten. Der Klimawandel gefährdet den Planeten, dessen Völker die UNO vereinen will.

Angesichts der aktuellen Situation organisierte der Multireligiöse Beirat der UNO (MFAC) das virtuelle Treffen "Glaube an die UNO ein: Eine globale Online-Konferenz" am Dienstag, den 8. September. Dabei wurde das 75-jährige Bestehen der UNO gefeiert und ein Ausblick auf die religiöse Arbeit in den Bereichen Entwicklung und Demokratie, internationaler Frieden und Sicherheit präsentiert.

Religiöse Organisationen bereichern UNO

Gopal Patel, Direktor des Projekts Bhumi und Co-Vorsitzender des MFAC, freute sich über Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt. Er lud diese ein, das Thema der Veranstaltung eingehend zu reflektieren und „zu analysieren, wie religiöse Organisationen die Arbeit der UNO bereichern und unterstützen können“. Auch sollten vier Themen diskutiert werden, die Anlass zur Sorge geben: die Wiederherstellung des Vertrauens in die UNO, Sicherung der Zukunft von Kindern und Jugendlichen, die Rolle des Glaubens in der internationalen Regierungsführung und die Förderung von Frauen.

Zu den zahlreichen Gästen zählten unter anderem der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, Henrietta Fore, Exekutivdirektorin von UNICEF, und Dia Mirza, Model, Schauspielerin sowie UN-Sonderbotschafterin.

Ein wichtiges Thema war, wie der Arbeit der UNO weiterhin vertraut werden kann, wenn die Welt in einer Krise steckt und dem UN-Mandat weniger Bedeutung zukommt.

Professorin Azza Karam, Generalsekretärin von Religions for Peace und Gründerin der Interagency Task Force on Religion and Development der UNO, sprach offen über Herausforderungen. „Einfach alles, die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, und das Land, auf dem wir leben, sind zutiefst bedroht.“

Unbeirrt fuhr sie fort: „Es ist die richtige Zeit, um als multireligiöse Akteurinnen und Akteure zusammenzukommen, die im UN-System, mit dem UN-System und für das UN-Mandat arbeiten.“

Alle Konferenzgäste schlossen sich Karam an und betonten die Bedeutung religiöser Menschen, wenn es darum geht, die vielfältigen Herausforderungen auf der Welt anzugehen, wenn gleichzeitig globale Partnerschaften gefährdet sind.

Sadhvi Bhagavati Sarasvati, Präsidentin der Divine Shakti Foundation, sprach im Namen vieler Anwesenden: „Unsere Hoffnung treibt uns an, zu handeln, zu dienen, zu helfen und zu heilen. Unser Glaube ruft uns auf, uns für Frieden, Sicherheit und eine gesunde, glückliche, nachhaltige Entwicklung einzusetzen.“

Gemeinsam mit anderen Gästen bekräftigte Sarasvati das kollektive Bekenntnis zum Multilateralismus und dessen Fähigkeit, echte, dauerhafte Veränderungen herbeizuführen und globale Katastrophen und Konflikte zu vermeiden.

„Diese Arbeit Seite an Seite mit der UNO erzielt für unsere gemeinsame Mission die stärkste Wirkung und den größten Einfluss und stellt sicher, dass niemand zurückbleibt“, so Sarasvati. Solche Meinungen wurden noch weitere Male geäußert.

Eine oft zitierte Statistik besagt, dass sich weltweit acht von zehn Menschen mit einer religiösen Überzeugung identifizieren. Faisal bin Muaammar, Generalsekretär von KAICIID, meinte dazu: „Jede Regierung, NGO oder zwischenstaatliche Organisation auf der Ebene der Politikgestaltung, einschließlich der UNO, ist in ihren Bemühungen um die Stärkung der Menschen, die Förderung des Friedens und die Gewährleistung der Inklusivität auf der ganzen Welt auf den Beitrag religiöser Akteurinnen und Akteure sowie Glaubenspersönlichkeiten angewiesen.

Bewältigung weltweiter Probleme

Weitere Gäste wiesen darauf hin, dass religiöse Akteurinnen und Akteure eine zentrale Rolle bei der Bewältigung weltweiter Problemstellungen einnehmen. Dabei geht es Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die Klimakrise und den Schutz der Kinderrechte. Sie forderten mehr Zusammenarbeit, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Die stellvertretende Exekutivdirektorin des UN-Assistenzgeneralsekretärs und des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) betonte, dass „jahrzehntelange Arbeit mit religiösen Akteurinnen und Akteuren dafür gesorgt hat, dass bei humanitären Krisen politische Maßnahmen ergriffen und vor Ort umgesetzt werden“.

Bezüglich Frauenförderung und Gleichstellung der Geschlechter fügte sie hinzu: „Wir müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass junge Frauen Zugang zu geeigneten Dienstleistungen haben, wenn sie diese benötigen.“

Dia Mirza, populäre Bollywood-Schauspielerin und UN-Sonderbotschafterin für Umweltthemen, rief die glaubensorientierten Organisationen (FBOs) dazu auf, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu übernehmen und in die Realität umzusetzen.

„Es ist unerlässlich, dass wir zusammenarbeiten und diese globalen Ziele umsetzen. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, wenn Sie die Kraft des Glaubens und Ihre Führungsstärke einsetzen, um diese Welt für alle Menschen besser zu machen“, so Mirza.

Die Exekutivdirektorin von UNICEF, Henrietta Fore, wandte sich mit einer Videobotschaft an die Gäste: „Der MFAC und seine Mitglieder lassen das Engagement von UNICEF für Vielfalt, Toleranz und Respekt lebendig werden.“

Sie unterstrich die dringende Notwendigkeit der Zusammenarbeit: „Unsere Partnerschaft ist heute wichtiger denn je. Wir brauchen Ihre Stimmen und Ihre Unterstützung, um bessere Systeme für die Zukunft aufzubauen.“

Trotz der Sorge über den Zustand der globalen Zusammenarbeit meinte Faisal Bin Muaammar, dass Uneinigkeit „nur durch ein größeres Engagement für Dialog und Kooperation überwunden werden kann“. KAICIID wolle „zu mehr Partnerschaften über religiöse, politische und nationale Grenzen hinweg aufrufen und sich verpflichten, den MFAC bei seiner wichtigen Arbeit zu unterstützen. So sollen die Organisationen der religiösen Führerinnen und Führer sowie die UNO weiterhin voneinander lernen und einander helfen, um gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen“.

Muannmar dankte gegen Ende der Veranstaltung "Glaube an die UNO" den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Ich gratuliere Ihnen allen, dass Sie heute so viel für den interreligiösen Dialog und die Arbeit für Frieden und Sicherheit auf der ganzen Welt getan haben.“

 

Während der Konferenz wurde ein Film gezeigt, der sich mit dem Engagement der FBOs bei und mit den Vereinten Nationen befasst. Zum Ansehen hier klicken!
Image