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Frauen aus fünf arabischen Ländern absolvieren Ausbildung als „Botschafterinnen“ für den Frieden
Frauen aus Saudi-Arabien, Syrien, Ägypten, dem Irak und dem Libanon nehmen an einem Projekt teil, das ihnen helfen soll, sozialen Zusammenhalt zu fördern, Hassrede entgegenzuwirken und auf die Herausforderungen durch das Coronavirus in ihren jeweiligen Gemeinschaften zu reagieren.
Die Initiative wurde von KAICIID in Zusammenarbeit mit der Interreligiösen Plattform für Dialog und Zusammenarbeit in der arabischen Welt ins Leben gerufen. „Sie für Dialog“ ist ein Pilotprojekt, das zunächst auf bestimmte Länder beschränkt ist, aber je nach den Ergebnissen die gesamte arabische Region sowie andere Gebiete auf der ganzen Welt einbeziehen soll.
„Bei KAICIID glauben wir fest an die Rolle der Frauen in der Friedensförderung und im Dialog“, sagt Faisal Bin Muaammar, der Generalsekretär des Internationalen Dialogzentrums. „Wir betrachten Frauen als gleichberechtigte Partner und haben daher ein spezielles Projekt entwickelt, das ihre besondere Rolle als Friedensstifterinnen hervorhebt.“
„Die Stärkung der Frauen ist unser Ziel. Wir glauben, dass der einzige Weg, dies wirklich zu erreichen, ein inklusiver und multilateraler Ansatz ist. Wenn wir nicht Seite an Seite arbeiten, wird es sehr schwierig sein, gemeinsame Lösungen für unsere gemeinsamen Herausforderungen zu finden“, fährt er fort.
Die Teilnehmerinnen des Projekts „Sie für Dialog“ absolvieren eine Ausbildung, die sie darauf vorbereitet, individuell gestaltete friedensfördernde Initiativen in ihrer jeweiligen Gemeinschaft in der Heimat umzusetzen. Das Projekt inkludiert das Anwenden eines Leitfadens, der ihnen später helfen soll, Trainings für Mitglieder ihrer Heimatgemeinde durchzuführen.
„Viele Studien haben gezeigt, dass Friedensbemühungen nachhaltiger sind, wenn Frauen eine aktive Rolle darin einnehmen. Deshalb haben wir dieses Projekt entwickelt, um Frauen zu stärken und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in den Themenbereichen interreligiöser Dialog, sozialer Zusammenhalt, Friedensförderung und Pluralismus zu verbessern“, erklärt Sanaa Qasmieh, verantwortlich für KAICIIDs Partnerschaften und Netzwerke in der arabischen Region.
„Auf diese Weise können sie zu Botschafterinnen für Frieden in ihren Gemeinschaften werden und das friedliche Zusammenleben und sozialen Zusammenhalt fördern“, führt sie aus.
Dialog und Vielfalt
Der erste Workshop fand in der letzten Maiwoche statt. Die vier Sitzungen wurden aufgrund der Coronavirus-Beschränkungen für physische Treffen ausschließlich online abgehalten.
Am ersten Tag wurden die 25 Teilnehmerinnen mit der Definition und den Prinzipien von wirkungsvollem Dialog vertraut gemacht. Anschließend diskutierten sie Konzepte wie Vielfalt, Pluralismus und die Dynamik von Identität und Kultur.
Im weiteren Verlauf des Trainings ging es um Gender Mainstreaming im Dialog und in der Friedensförderung sowie um die Hürden, die eine sinnvolle Beteiligung von Frauen am Dialog verhindern.
In der letzten Sitzung sprachen die Teilnehmerinnen mit Dr. Amer Al-Hafi, einem jordanischen Experten für interreligiösen und interkulturellen Dialog und akademischen Berater am Königlichen Institut für interreligiöse Studien in Jordanien.
„Unsere Arbeit zu Identität und Multikulturalismus war wirklich wichtig“, meint Amina Al-Thahabi, eine Teilnehmerin aus dem Irak, die Mitglied des Irakischen Rates für interreligiösen Dialog sowie der gemeinnützigen Organisation Masarat für Kultur- und Medienentwicklung ist.
„Die wichtigsten Kompetenzen, die ich während der Workshops erworben habe, beziehen sich auf Dialog, vor allem beim Ansprechen von herausfordernden und kontroversen Themen“, erzählt sie. „Ich habe gelernt, wie man sensible Themen anspricht und wie man einen sicheren Raum für Dialog schaffen kann.“
Judi Sabat, Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen in ihrem Heimatland Syrien, berichtet, dass die Interaktion und der Meinungsaustausch mit Frauen mit unterschiedlichem nationalem und religiösem Hintergrund ein wichtiger Teil des Trainings waren.
„Ich habe mich für das Projekt beworben, weil ich Feministin bin und mich für den Dialog zwischen Frauen interessierte. Aufgrund der Beschränkungen durch die Pandemie mussten wir einander via Zoom treffen. Ich hatte Bedenken, dass es nicht einfach werden würde, das Eis zu brechen und Barrieren online zu überwinden. Doch die Moderatorinnen haben es geschafft, uns in diesem Prozess zu unterstützen.“
Die Anwältin Sabat hat auch am KAICIID Arab Youth Forum 2019 teilgenommen. Für sie ist die Stärkung von Frauen in Ländern, die von Konflikten betroffen sind oder sich davon erholen, besonders wichtig.
Sie erklärt, dass der Krieg in Syrien besonders viel Tribut bei den Männern gefordert hat. Das führt dazu, dass der größere Teil der erwachsenen Bevölkerung weiblich ist. „In einem sehr konservativen Umfeld, in dem Frauen immer gesagt wurde, sie sollen zu Hause bleiben, sind sie nun für den Wiederaufbau der Gesellschaft zuständig. Sie ziehen die nächsten Generationen allein groß und müssen daher gestärkt werden.“
Die eigenen Rechte wahrnehmen
Während die Teilnehmerinnen des Projekts „Sie für Dialog“ auf den zweiten und dritten Workshop im September und Dezember warten, machen sie sich Gedanken darüber, wie sie in ihren Heimatländern Initiativen für die Ermächtigung der Gemeinschaft entwerfen und umsetzen können.
Laut Sabat ist die Inklusion von Frauen in benachteiligten oder eher konservativen Umgebungen, die normalerweise keinen Zugang zu solchen Möglichkeiten haben, besonders wichtig.
„Wenn wir immer nur mit denen sprechen, die bereits Zugang zu einer ordentlichen Ausbildung und Chancen auf Weiterbildung und Aufstieg haben, bleiben andere Frauen isoliert. Wir müssen sie einbeziehen und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt auch mit ihren Ehemännern und Familien sprechen, damit wir sehen, wie Religion und Traditionen ihr Leben beeinflussen. Wir können das tun, ohne das soziale Gefüge zu stören, zu dem sie gehören.“
Schwester Emily Tannous, Direktorin der theologischen und ökumenischen Abteilung des Rates der Kirchen im Nahen Osten und Mitglied des Vorstands von „Sie für Dialog“, ist der Meinung, dass konservative religiöse Auslegungen jahrhundertelang ein Hindernis für die Emanzipation der Frauen in der gesamten arabischen Welt waren. Der Zugang zu Bildung für junge Frauen und Mädchen sei entscheidend dafür, dass Frauen eine aktive und führende Rolle innerhalb der Gesellschaft einnehmen können.
Trotz der jüngsten Fortschritte warnen Fachleute, dass Frauen in einigen arabischen Ländern immer noch als zweitrangig wahrgenommen werden.
Initiativen, die darauf abzielen, Frauen zu ermächtigen, wie „Sie für Dialog“, sind laut Tannous, die der Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Heiligsten Herzen im Libanon angehört, dringend notwendig.
„Es ist wichtig, dass Frauen sensibilisiert und informiert werden, damit sie ihre Rechte wahrnehmen können. Sie müssen geschult werden, um selbstbewusst, handlungsfähig und unabhängig zu sein.“
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