Führerinnen und Führer der Weltpfadfinderorganisation (WOSM) trafen einander letzte Woche virtuell, um den Welttag der kulturellen Vielfalt zu feiern und zu zeigen, wie Dialog genutzt werden kann, um Lösungen für einige der wichtigsten Themen unserer Zeit zu finden, darunter psychisches Wohlbefinden, Geschlechterrollen, Spiritualität und soziale Anliegen.
Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf der ganzen Welt arbeiten daran, ihre interkulturellen und interreligiösen Dialogfähigkeiten in die Praxis umzusetzen und ihr Wissen mit ihren Gemeinschaften zu teilen, um das Verständnis für andere Kulturen zu erhöhen. Das Webinar am vergangenen Freitag bot einen wertvollen Überblick über den Einsatz von Dialog in verschiedenen Kontexten im Nahen Osten, Afrika, Lateinamerika, Europa und Asien.
Die Zusammenarbeit des Internationalen Dialogzentrums mit der Weltpfadfinderorganisation geht auf das Jahr 2013 zurück, als im Rahmen des Vorzeigeprogramms "Dialogue for Peace" (DfP) erstmals Schulungen durchgeführt wurden.
Das Webinar wurde von KAICIIDs Senior Adviser Patrice Brodeur moderiert. „Um den Welttag der kulturellen Vielfalt zu feiern, haben sich die Weltpfadfinderorganisation und KAICIID zusammengetan, um eine Veranstaltung zu organisieren, in der es um die Vielfalt des Dialogs in der Welt geht“, sagte er.
Zu Beginn des Webinars betonte Cynthia Marquez, Koordinatorin des Netzwerks Messengers of Peace der WOSM, die Bedeutung der Zusammenarbeit von KAICIID mit der Weltpfadfinderorganisation. „Die Zusammenarbeit von KAICIID und der Weltpfadfinderorganisation, begann im Jahr 2013. Seither verfolgen wir einen solidarischen Weg, denn wir haben viele Gemeinsamkeiten und viele ähnliche Missionen. Das Wichtigste ist das gegenseitige Verständnis und die Förderung einer Kultur des Friedens.“
Der Welttag der kulturellen Vielfalt ist ein jährlicher, von den Vereinten Nationen ins Leben gerufener internationaler Festtag, der am 21. Mai begangen wird, um die Vielfalt zu fördern. Er wird oft auch als Tag der Diversität bezeichnet und bietet Gemeinschaften auf der ganzen Welt die Gelegenheit, die Bedeutung der kulturellen Vielfalt als Mittel für ein harmonisches Zusammenleben zu verstehen.
Das Programm Dialogue for Peace (DfP) wurde von und für junge Menschen geschaffen und zielt darauf ab, Dialog als Teil der Weltpfadfinderorganisation zu institutionalisieren und gleichzeitig Möglichkeiten für Pfadfinderinnen und Pfadfinder sowie junge Menschen weltweit zu schaffen, ihre eigenen lokalen interkulturellen und interreligiösen Dialoginitiativen zu entwerfen. Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die an Aktivitäten, Workshops und Trainings teilnehmen, können eines von drei farblich gekennzeichneten Abzeichen erlangen, die verschiedene Aspekte des Pfadfinderwissens und der Dialogförderung hervorheben.
Das grüne Abzeichen steht für die "Persönliche Dialogleistung", das rote Abzeichen für die "Dialogtrainer-Akkreditierung" oder das blaue steht für die "Dialogvermittler-Berechtigung". Bis Juni 2020 haben 9.000 Menschen in allen sechs Pfadfinderregionen - Afrika, Arabische Welt, Asien-Pazifik, Eurasien, Europa sowie Nord- und Südamerika - die Programme von DfP in Anspruch genommen. Die Sitzungen haben eine bemerkenswerte internationale Gruppe von 40 akkreditierten Trainerinnen und Trainern und Vermittlerinnen und Vermittler hervorgebracht.
Die Rednerinnen und Redner am Freitag waren John Dyrick M. Dormis von FaithFull auf den Philippinen, Jon Rasmussen von Circles of Compassion in Dänemark, Amanda Flores von Dialogue for Peace in Nicaragua, Nika Gorovska von Eurasia Wood Badge and Dialogue in Ukraine und Amine ben Salah von Dialogue of Supporting COVID Action in Tunesien.
Die Vortragenden erläuterten, wie Dialog der Bewegung geholfen hat, sich den zahlreichen Herausforderungen zu stellen, die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst wurden. Dazu zählen auch das psychische Wohlbefinden und der interreligiöse Dialog.
Jon Rasmussen, Berater für Diversität and Inklusion bei der Weltpfadfinderorganisation, sprach darüber, wie wichtig es ist, sich mit psychischen Problemen auseinanderzusetzen. Die Pandemie habe diese insbesondere bei jungen Menschen verschärft.
Anfang des Jahres, als die Schulen in Großbritannien wieder öffneten, warnten Kinderärzte, Psychologen und Wohltätigkeitsorganisationen vor einem Anstieg psychischer Probleme bei Kindern. Sie sprachen von einer "Krise in der Krise", die gefährdete Kinder während der Pandemie trifft. Einige karitative Einrichtungen für psychische Gesundheit gaben an, dass die Nachfrage nach Hilfsangeboten in den letzten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen sei.
Zusammen mit KAICIID Fellow Sohini Jana hat Rasmussen eine Online-Initiative ins Leben gerufen. In diesem wöchentlich abgehaltenen Safe Space für Dialog können Menschen über ihre psychische Gesundheit sprechen. Junge Menschen aus der ganzen Welt, darunter Kolumbien, Sri Lanka und Ghana, haben sich für diese Sitzungen interessiert.
„Der Online Circle of Compassion ist ein globaler sicherer Raum. Mitgefühl ist das Herzstück von allem, was wir tun“, erklärte Rasmussen. „Betrachtet man Daten zu psychischer Gesundheit in vielen Ländern der Welt, erkennt man die schwierige Situation. Über emotionale Kämpfe und psychische Erkrankungen zu sprechen, gilt als Tabu, es ist beschämend und rückt eine Familie in ein schlechtes Licht. Deshalb konnten sich viele Menschen an niemanden wenden, was sich in einem hohen Anstieg der Selbstmordraten, vor allem unter jungen Menschen, niederschlägt.“
Andere Pfadfinderleiterinnen und -leiter aus der ganzen Welt sprachen darüber, wie wichtig es ist, Dialog zu nutzen, um die Verständigung über Grenzen hinweg während der Pandemie zu erleichtern.
Amine ben Salah, Geschäftsführer der tunesischen Pfadfinderorganisation, sprach über seine Erfahrungen in der arabischen Region und wie wichtig es ist, Dialog zu nutzen, um genaue Informationen über das Coronavirus zu vermitteln. „Es gibt eine Menge Dinge, die wir tun können, um Menschen zu helfen, die zusätzliche Unterstützung und Pflege brauchen. Meine Freundinnen und Freunde in der arabischen Region haben mich kontaktiert, um einige Dialogsitzungen zu leiten und andere Leiterinnen und Leiter bei ihren Bemühungen vor Ort zu unterstützen. Dialog kann helfen, diese Krise zu überwinden“, ist Salah überzeugt.
Die Pfadfinderleiterinnen und -leiter, die am Webinar teilnahmen, betonten mehrmals die Herausforderungen, denen sich die Bewegung nach der Pandemie stellen musste, da die Wirtschaft zum Stillstand kam und die Bevölkerung sich um ihre Sicherheit sorgte. Die Pandemie hat auch eine Flut von Hassrede im Internet ausgelöst, die sich oft gegen bereits marginalisierte Gemeinschaften richtete.
Um gegen Hassrede vorzugehen, hat John Dyrick M. Dormis von den Pfadfindern auf den Philippinen ein interreligiöses Netzwerk ins Leben gerufen, das verschiedene Gemeinschaften, darunter katholische und muslimische, zusammenbringt.
„Ich wollte, dass Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die verschiedenen religiösen Überzeugungen angehören, zeigen, dass wir trotz unserer Unterschiede kooperieren können, um sozialen Zusammenhalt zu erreichen“, sagte er. „Dieses Projekt wurde durch einen Zuschuss des Dialogue for Peace Funds, der Weltpfadfinderorganisation und von KAICIID ermöglicht. Unser Projekt wird von Jugendlichen organisiert und geführt.“
„Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass Jugendliche trotz der Unterschiede in unseren Glaubensrichtungen für das Wohl der Gemeinschaft zusammenarbeiten können, indem wir ein Netzwerk von interreligiösen Gruppenleiterinnen und -leitern schaffen“, führte er aus.