Mitglieder der gewalttätigen extremistischen Organisation Boko Haram werden laut einer Studie von Finn Church Aid, KAICIID, dem Netzwerk religiöser und traditioneller Friedensstifter und dem Citizen Research Center, die am Montag, den 3. Oktober bei den Vereinten Nationen vorgestellt werden wird, häufiger (60%) durch Bekannte (Freunde, Familie, Nachbarn) rekrutiert als von Menschen in Moscheen, Madrasas oder bei anderen religiösen Treffen (27%).
Die Studie, die Ende 2015 in Adamawa und Borno in Nigeria durchgeführt wurde, beinhaltet Interviews mit 119 ehemaligen Boko-Haram-Kämpfern, 60 Friedensstiftern, die für zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten, und 1607 Bürgern über ihre Vorstellungen darüber, warum und wie Boko Haram Mitglieder rekrutiert. Die Interviews mit ehemaligen Boko-Haram-Kämpfern führten die Forscher in Gefangenenlagern und Aufnahmelagern für Binnenflüchtlinge. Die Interviews stellen einen wertvollen Schatz für die Primärforschung über die Beweggründe von Menschen, die sich diesen Gruppen anschließen, dar.
Zusätzlich zur Erkenntnis, dass die überwiegende Mehrheit in ihren lokalen Gemeinschaften und nicht von religiösen Oberhäuptern rekrutiert wurden, zeigte die Studie auch, dass Boko Haram Religion als Rekrutierungswerkzeug manipuliert. Gleichzeitig jedoch berichtete eine überraschende Anzahl der intervieweten ehemaligen Kämpfern, dass sie nach ihrer Rekrutierung feststellten, dass Boko Haram die Lehren des Islams falsch darstellt und dass die, die aus religiösen Gründen beigetreten waren, mit den Lehren des Koran nicht vertraut und so einfache Ziele für eine Manipulation darstellten.
Ein weiterer Befund zeigte, dass das Vertrauen der Befragten in religiöse Anführer hoch ist: 58% der Friedensstifter, die in der Friedens- und Versöhnungsarbeit aktiv sind und 38% der ehemaligen Boko-Haram-Kämpfer sagten, dass sie religiösen Oberhäuptern vertrauten (in ihrem besten Interesse zu handeln).
KAICIID-Generaldirektor Fahad Abualnasr betonte den Wert von Primärforschung und Datenerfassung dafür, die Auswirkungen des interreligiösen Dialogs zu zeigen.
„Diese Forschung in Nigeria betont wieder einmal die Schlüsselrolle, die religiöse Oberhäupter bei der Entschärfung von religiösen Spannungen und der Verhinderung von Radikalisierung spielen können — sowohl als Einflussnehmer als auch als Vorbilder für ihre Gemeinschaften. Religionsführer, die im interreligiösen Dialog geschult sind, können verhindern, dass Religionen von gewalttätigen Extremisten manipuliert und fehlinterpretiert werden. Sie können auch dabei helfen, lokale Gemeinschaften gegen Radikalisierung zu immunisieren. Aus all diesen Gründen glauben wir, dass es entscheidend ist, religiöse Führer mit Fähigkeiten im interreligiösen Dialog und Verständnis auszustatten.“
In einigen Fokusländern und -regionen, einschließlich in Nigeria, der zentralafrikanischen Republik sowie dem Nahen Osten und Myanmar, arbeitet KAICIID mit religiösen Oberhäuptern und politischen Entscheidungsträgern zusammen, um ihnen zu helfen, dem Extremismus in ihren Gemeinschaften zu widerstehen. Dieses geschieht beispielsweise durch die Schaffung nachhaltiger und inklusiver Plattformen, wo religiöse Führer Interessen und Belange austauschen und zusammenarbeiten können, häufig in Gebieten, in denen keine solchen Plattformen existieren. Andererseits bietet KAICIID für religiöse Führer Trainingskurse in IRD, Koexistenz und Öffentlichkeitsarbeit durch Social Media an.
Für mehr Informationen, Interviewanfragen oder Kopien der Studie kontaktieren Sie:
Nayana Jayarajan/KAICIID (Pressearbeit)/ Tel: +43 664 889 64 355/ press@kaiciid.org