Der afrikanische Kontinent bezeugt die tragischen Folgen wenn die Religion dazu genutzt wird, Gewalt zu entfachen. Doch ist Afrika auch die Heimat vieler nicht erzählter Beispiele über die Macht religiöser Führer und Akteure, einen positiven Einfluss zu entwickeln, sagten heute Diskussionsteilnehmer bei einem internationalen Treffen in Addis Abeba, Äthiopien.
Über 40 religiöse Führer, Akteure und Gemeindeleiter kamen nach Addis Abeba, um über praktische Maßnahmen zu sprechen, die sie ergreifen können, um ihre Gemeinden widerstandsfähiger gegen "hate speech" zu machen. Vor allem gegen Hassrede, die zur Gewalt aufstachelt und die Menschen auf Grund ihrer religiösen Überzeugungen, ihrer Ethnie oder ihrer Identität angreift.
Das Treffen wurde mitorganisiert von folgenden Partnern: das United Nations Office on Genocide Prevention and the Responsibility to Protect, das Internationale Dialogzentrum (KAICIID), der Ökumenische Rat der Kirchen und das Netzwerk für religiöse und traditionelle Friedensstifter. Es brachte religiöse Führer und Akteure aus afrikanischen Ländern zusammen; darunter Burundi, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, Elfenbeinküste, die demokratische Republik Kongo , Äthiopien, Guinea, Kenia, Liberia, Malawi, Nigeria, Ruanda, Somalia, Südafrika, Süd-Sudan, Sudan, Tansania, Uganda und Simbabwe.
Zur Begrüßung der Teilnehmer, sagte der Sonderberater des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für die Verhinderung von Völkermord Adama Dieng: "Es ist meine feste Überzeugung, und die der Vereinten Nationen, dass Sie als religiöse Führer und Akteure – angesichts des Einflusses, die Sie über die Gemeinschaften haben, die Sie führen – eine wichtige Rolle bei der Verhinderung von Anstiftung zur Gewalt spielen."
In der Zentralafrikanischen Republik, der Elfenbeinküste, Nigeria, Ruanda, Sudan und Südsudan haben wir gesehen, wie die Anstiftung zur Gewalt durch staatliche und nichtstaatliche Akteure in einigen Fällen zu schrecklicher Gewalt und sogar bis zum Völkermord geführt hat. Religion wurde als Rechtfertigung verwendet, um bestimmte Gemeinschaften zum Ziel von Gewalt zu machen: religiöse Führer haben Botschaften des Hasses verbreitet oder schwiegen im Angesicht brutaler Gewalt.
Wir wissen aber auch, dass Religion Teil der Lösung sein kann und bereits häufig war: religiöse Führer und Akteure haben in vielen Fällen maßgeblich bei der Verhinderung von Gewalt mitgewirkt."
Der Vize-Generalsekretär des internationalen Dialogzentrums, Botschafter Alvaro Albacete stimmte zu und stellte fest: "Die Rolle der Religion und die Rolle von religiösen Führern, sowohl in der Förderung als auch in der Minderung von Gewalt muss genauer untersucht werden. In vielen Teilen der Welt ist Religion ein mächtiger und motivierender Faktor für Menschen. Religiöse Institutionen, ihre Führer und Schlüsselakteure, können so viel, wenn nicht sogar mehr, Einfluss und Autorität ausüben wie ihre weltlichen Kollegen.
Wir alle haben die negativen Auswirkungen gesehen, wenn die religiöse Identität von Menschen manipuliert wird. Daher ist es unerlässlich, dass wir zusammenarbeiten und so verhindern, dass Manipulation und Missbrauch der Religion zu Diskriminierung, Stereotypisierung und Hass auf "die anderen" führt."
Der Direkter der internationalen Beziehungen vom Weltrat der Kirchen, Peter Prove betonte: "Wir glauben, dass es uns obliegt, unsere eigenen Traditionen nach Quellen von Gewalt zu untersuchen. Zur gleichen Zeit müssen wir nach den möglichen Inspirationen für den Frieden suchen, der uns zusammenführen kann.
Die Botschaft von religiösen Führern und Akteuren muss eine von Hoffnung sein; Hoffnung auf Frieden, Hoffnung auf Gerechtigkeit, Hoffnung auf Gemeinschaft."
Maßnahmen um Anstiftung zu verhindern
In der Erkenntnis, dass wirtschaftliche, soziale und politische Faktoren oft dazu beitragen können, die religiöse Identität zu manipulieren und Gewalt zu entfachen, skizzierten die Teilnehmer eine Reihe von konkreten Schritte, die religiöse Führer und Akteure gegen Anstiftung unternehmen können, zum Beispiel:
Schulung für religiöse Führer und Akteure, damit sie Ursachen und Risikofaktoren für Gewalt und seine Aufforderung, sowie die Folgen und Auswirkungen identifizieren können. Sowie Strategien zur Verhinderung bei identifizierter Anstiftung zu Gewalt.
Die Entwicklung von Frühwarnmechanismen, um Anstiftung von Gewalt schnell zu erkennen und darauf antworten zu können.
Netzwerke und Plattformen schaffen, die verschiedene Religionen und Ethnien einbeziehen; mit einer Stimme sprechen und gemeinsame Initiativen durchführen;
Verständnis zwischen den Generationen aufbauen und mit der Jugend in Kontakt treten, um Anstiftung zur Gewalt zu verhindern und auf sie reagieren zu können;
In Dialog treten mit jenen, die gefährdet sind oder bereits radikalisiert sind;
Eng mit den traditionellen und neuen Medien arbeiten und alternative Nachrichten verbreiten; das Radio zur Verbreitung von Botschaften des Friedens und der Achtung von Vielfalt verwenden;
Gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe eintreten; Förderung des "Heilung der Erinnerungen"-Ansatzes gegen sexuelle Gewalt; Überlebende in den Gemeinschaften willkommen heißen, anstatt sie zu isolieren und somit doppelt zu bestrafen.
Die von den Teilnehmern zur Verfügung gestellten Empfehlungen und Strategien bilden einen "Aktionsplan für Afrika", der die Rolle von religiösen Führern und Akteuren bei der Verhinderung von Anstiftung zur Gewalt und Gräueltaten genauer benennen soll.