In den historischen Hallen der Königlichen Bibliothek im Palast von Necessidades wurde ein neues Kapitel in der Geschichte des Friedens und des Dialogs geschrieben. Das portugiesische Außenministerium, das Internationale Dialogzentrum KAICIID und das Internationale Netzwerk für zivilgesellschaftliches Engagement (ICAN) veranstalteten eine hochrangige Diskussionsrunde, bei dem die Friedensstifterinnen der von ICAN ins Leben gerufenen Women’s Alliance for Security Leadership (WASL) im Mittelpunkt der globalen Debatte über Sicherheit und Inklusion standen. WASL ist das erste globale Frauennetzwerk, das sich für die Führungsrolle von Frauen bei der Bekämpfung von gewalttätigem Extremismus und der Förderung von Frieden, Resilienz, Gleichberechtigung und Pluralismus einsetzt.
Die Veranstaltung „Inklusiven Frieden fördern: Die Führungsrolle von Frauen bei der Friedensförderung und im Dialog“ fand 25 Jahre nach der Verabschiedung der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats statt. Wie jedoch aus den vorgestellten Erfahrungsberichten deutlich wurde, ist der Kampf um die Umsetzung der darin enthaltenen Versprechen noch lange nicht vorbei.
An dem Runden Tisch nahmen 23 Friedensstifterinnen aus Konfliktländern teil. Sie alle brachten Geschichten von Widerstandsfähigkeit mit, die in Kontexten von Gewalt, Vertreibung und täglichem Überlebenskampf entstanden sind. Sie sind es, die Gemeinschaften zusammenhalten, wenn Institutionen zusammenbrechen, die Verständnis über Grenzen hinweg vermitteln und die auch dann weiter für Frieden sorgen, wenn sie von Krieg umgeben sind.
Im Jahr 2000 forderten Frauen aus Kriegsgebieten ein, dass ihnen Gehör geschenkt wird. Die daraus resultierende Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit ist keine westliche Agenda, sondern entspringt den Lebensrealitäten derjenigen, die an vorderster Front stehen, und bietet praktische, transformative Lösungen für Frieden und Sicherheit. Heute, da wir mit sich überlappenden Krisen konfrontiert sind, die von Krieg und Vertreibung bis hin zum Klimawandel und zunehmendem Autoritarismus reichen, liegen die Antworten nicht in mehr Waffen, sondern in der Zusammenarbeit zwischen Staaten und Zivilgesellschaft und darin, den Friedensstifterinnen zuzuhören, die bereits die Vorreiterrolle für den Frieden übernommen haben, sagte Sanam Naraghi Anderlini MBE, Gründerin und CEO des International Civil Society Action Network (ICAN).
Die folgenden WASL-Mitglieder trugen zu den Diskussionen bei: Lucy Talgieh von Wi'am, dem palästinensischen Konfliktvermittlungszentrum, sprach über den unerschütterlichen Willen palästinensischer Frauen, inmitten der tief verwurzelten Gewalt zu vermitteln. Aus Afghanistan beschrieb Wazma Frogh von der Wellness Prosperity and Socio-Empowerment Organization (WPSO) die Entschlossenheit der Frauen, trotz der seit der Rückkehr der Taliban im Jahr 2021 verhängten Geschlechtertrennung in ihren Gemeinden aktiv zu bleiben. Nina Potarska von der Women International League for Peace and Freedom (WILPF) in der Ukraine berichtete von der mühsamen Arbeit des Friedensaufbaus auf lokaler Ebene, selbst während der Krieg weiter tobt.
Ihre Erfahrungsberichte verankerten die Diskussion in der gelebten Realität und erinnerten die Zuhörerinnen und Zuhörer daran, dass hinter jedem politischen Rahmenwerk Menschen stehen, deren Mut Gesellschaften in Krisenzeiten zusammenhält.
Im Anschluss an diese eindrucksvollen Berichte diskutierten politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Expertinnen und Experten in einer Podiumsdiskussion über die nächsten wichtigen Schritte.
Dr. Carina Quaresma, Präsidentin der portugiesischen Kommission für Staatsbürgerschaft und Gleichstellung der Geschlechter, unterstrich die Rolle öffentlicher Institutionen bei der Verankerung der Beteiligung von Frauen in Regierungsstrukturen. Tenente-Coronel Diana Morais, Expertin für Gender, Frieden und Sicherheit und ehemalige Leitende Beraterin des portugiesischen Verteidigungsministeriums, reflektierte darüber, wie Investitionen in Verteidigung und Sicherheit je nach der Priorisierung der Gleichstellung der Geschlechter einen inklusiven Frieden entweder stärken oder untergraben können.
Als Vertreter von KAICIID hob Agustin Núñez-Vicandi die Bedeutung der Einbindung religiöser und traditioneller Führer hervor, insbesondere in patriarchalischen Gesellschaften, in denen die Stimmen von Frauen oft unterdrückt werden. Er betonte, dass in der Friedensförderung kulturelle Barrieren mit Dialog und nicht mit Vermeidung angegangen werden müssen.
In seiner Abschlussrede brachte Botschafter António de Almeida Ribeiro, amtierender Generalsekretär von KAICIID, die Bedeutung dieses Tages auf den Punkt. „Diese Stimmen sind es, die das Gefüge unserer Gesellschaften zusammenhalten und die Zukunft des Friedens gestalten“, sagte er. Er bekräftigte das Engagement von KAICIID für die Schaffung sicherer Räume, in denen Dialog Brücken zwischen den Menschen baut, und versprach Unterstützung für den bevorstehenden Nationalen Aktionsplan Portugals zu Frauen, Frieden und Sicherheit.
Mit Blick auf die Zukunft verwies Botschafter Ribeiro auf die bevorstehende globale KAICIID-Konferenz in Rom, die gemeinsam mit dem Dikasterium für den interreligiösen Dialog organisiert wird und diese Dynamik fortsetzen soll. Die Rolle von KAICIID bei dieser Veranstaltung und der Konferenz in Rom besteht darin, lokale Realitäten mit nationalen und religiösen Institutionen zu verbinden und einen dialogorientierten und inklusiven Frieden zu fördern.
Am Ende der Veranstaltung stand vor allem eine Botschaft im Vordergrund: Frauen, die sich für den Frieden einsetzen, sind keine Nebendarstellerinnen in Friedensprozessen. Sie sind Führungskräfte, Verhandlungsführerinnen und Gemeinschaftsbildnerinnen, die anerkannt, geschützt und unterstützt werden müssen.
Für viele der anwesenden Frauen war dieser Runde Tisch nicht nur ein Forum, sondern ein seltener Moment der Sichtbarkeit und Anerkennung. Als Applaus den Raum in Lissabon erfüllte, wurde deutlich, dass inklusiver Frieden kein fernes Ziel ist, sondern bereits von denen geschaffen wird, die sich selbst angesichts von Krieg nicht geschlagen geben.
Durch seine Partnerschaft mit dem Internationalen Netzwerk für zivilgesellschaftliches Engagement (ICAN) verstärkt KAICIID die Stimmen von Friedensstifterinnen, die an vorderster Front von Konflikten stehen. ICAN lud seine WASL-Partner zu einem einwöchigen Workshop mit dem Titel „Unsere Strategien, unser Frieden: Friedensstifterinnen in ihren eigenen Worten” nach Lissabon ein, um ihre gelebten Strategien zu dokumentieren, ihr Vermächtnis zu bewahren und zukünftige Generationen zu inspirieren. Gemeinsam bringen die beiden Organisationen Aktivistinnen aus der Zivilgesellschaft mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zusammen und überbrücken so die Kluft zwischen lokalen Gegebenheiten und internationalen Rahmenbedingungen. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass die Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ nicht nur in den Hauptstädten der Welt diskutiert wird, sondern auch in den Lebenserfahrungen derjenigen verwurzelt ist, die die schwerste Last des Krieges tragen und gleichzeitig weiter am Frieden arbeiten.