Europa muss sich mit den Herausforderungen der Migration und Integration auseinandersetzen. Bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts hat sich die Plattform "Netzwerk für Dialog" (N4D), die vom Internationalen Dialogzentrum KAICIID unterstützt wird, zu einem zentralen Akteur entwickelt. Die Initiative nutzt interreligiösen und interkulturellen Dialog, um die Kluft zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu überbrücken und die Integration von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten zu fördern. Dieses Jahr ist ein wichtiger Meilenstein für das Netzwerk für Dialog, denn es feiert sein 5-jähriges Bestehen. Dieses Ereignis fällt mit dem kürzlich zu Ende gegangenen KAICIID Global Dialogue Forum in Lissabon zusammen, bei dem führende Politikerinnen und Politiker aus aller Welt zusammenkamen, um sich mit dringenden globalen Problemen zu befassen.
Das Netzwerk für Dialog ist ein Pionierprojekt zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs für die soziale Integration von Migranten und Flüchtlingen in Europa. Mit Unterstützung des Internationalen Dialogzentrums KAICIID bringt dieses europaweite Netzwerk religiöse und säkulare Akteurinnen und Akteure zusammen, um die soziale Integration von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in den Aufnahmegemeinschaften zu verbessern. Die Einzigartigkeit des Netzwerks für Dialog liegt darin, dass es den interreligiösen und interkulturellen Dialog als wichtigstes Instrument zur Förderung der Integration in ganz Europa einsetzt.
Das Netzwerk für Dialog wurde auf Grundlage der Empfehlungen des im Jahr 2017 von KAICIID und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich gemeinsam veranstalteten Experten-Workshops zur interreligiösen Bildung in Europa gegründet. Im Anschluss an diese Veranstaltung fand die Planungsklausur im September 2018 in Hinterbrühl statt. Der offizielle Start erfolgte im März 2019 in Bologna, Italien. Das Netzwerk ist von elf Mitgliedern im Jahr 2019 auf mittlerweile 28 Mitglieder aus 16 europäischen Ländern angewachsen. Es bringt glaubensbasierte Organisationen (FBOs), internationale Organisationen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, religiöse Führer, säkulare Organisationen und andere wichtige Akteure zusammen, um Erfahrungen, Informationen und Wissen auszutauschen.
Damit Europa zu einem inklusiveren Kontinent wird, muss in vielen Gemeinschaften Vertrauen aufgebaut werden. Interkultureller und interreligiöser Dialog sind wesentliche Instrumente für lokale Behörden, um positive Interaktionen zwischen der Mehrheitsbevölkerung und Flüchtlingen und Migranten zu fördern. Sie sind auch von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, die aktuelle Welle von Populismus, Hassrede und Diskriminierung zu bekämpfen, die viele Teile Europas plagt. Es gibt zwar kein Patentrezept für die Förderung von Vertrauen in Europa. Der Prozess wird jedoch unterstützt, wenn sich die Behörden auf Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten einlassen und sie als Bereicherung für ihre Gemeinschaften betrachten.
Im Jahr 2024 veranstalteten eine von Flüchtlingen geleitete Organisation, We Literate aus London, und Foro Abraham aus Madrid mit Unterstützung von Initiatives of Change UK den Workshop „Harmonie in einer krisengeschüttelten Welt: Eine generationenübergreifende Perspektive“. Bei dieser Veranstaltung, die anlässlich der UN-Woche der interreligiösen Harmonie stattfand, wurden die Grundsätze der Toleranz, des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften hervorgehoben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten über innovative Lösungen zur Förderung besserer Integration und des sozialen Zusammenhalts in Europa. Diese Veranstaltung unterstreicht die wichtige Rolle, die gemeinnützige Arbeit und Freiwilligenarbeit beim Brückenbau zwischen Gemeinschaften spielen. Dadurch werden ein tieferes Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppen gefördert.
Auftrag und Vision des Netzwerks für Dialog: Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, Akteure der Zivilgesellschaft, einschließlich religiöser und säkularer Organisationen, zu unterstützen, um den Dialog als grundlegendes Instrument für die soziale Integration zu fördern. Es unterstützt diese Organisationen dabei, den Dialog an der Basis aktiv zu nutzen und die Integration von Flüchtlingen und Migranten durch dialogische Begegnungen und Schulungen zu fördern. Dies schafft eine Kultur des Verständnisses in unseren Gesellschaften und trägt zu einer Politik bei, die sich mit wichtigen Migrationsfragen befasst. Die Vision des Netzwerks für Dialog (N4D) ist eine Gesellschaft, die die Integration von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten fördert und die Gemeinschaften bereichert.
Die Bedeutung des Dialogs: Der Dialog überbrückt die Kluft zwischen verschiedenen Gemeinschaften und fördert gegenseitiges Verständnis, Respekt und Toleranz. Dies ist entscheidend für die erfolgreiche Integration von Migranten und Flüchtlingen in die europäischen Gesellschaften. Die Mitglieder des Netzwerks für Dialog nutzen den Dialog in ihrer täglichen Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten. Durch verschiedene Schulungs- und Lernerfahrungen haben die Mitglieder ihre Kenntnisse im interreligiösen und interkulturellen Dialog erweitert und Projekte im Rahmen der von KAICIID unterstützten Initiativen durchgeführt. Sie haben wichtige Dialogtechniken erlernt und erfahren, wie man Dialogsitzungen mit verschiedenen Gruppen durchführt. Zudem haben sie gelernt, wie man sichere Räume schafft, in denen jeder unterstützt wird, um die Herausforderungen, denen er oder sie im Integrationsprozess gegenübersteht, zu äußern und zu besprechen.
Der Dialog bietet Migrantinnen, Migranten, Flüchtlingen und den Aufnahmegesellschaften die Möglichkeit, in einem sicheren und respektvollen Umfeld zu interagieren. Dialog fördert den Austausch von kulturellem Wissen, Traditionen und Werten. Migranten und Flüchtlinge bringen eine reiche kulturelle Vielfalt in die europäischen Gesellschaften ein. Dialog bietet ihnen die Möglichkeit, ihr kulturelles Erbe mit der Aufnahmegesellschaft zu teilen. Durch das Kennenlernen der jeweils anderen Kultur entwickeln die Menschen eine größere Wertschätzung für die Vielfalt und würdigen die Beiträge von Migranten und Flüchtlingen zu ihren neuen Gemeinschaften.
Europäisches Forum für politischen Dialog: Dieses Forum ist eine jährlich stattfindende Konferenz, die von KAICIID und dem Netzwerk für Dialog organisiert wird. Interessensvertreter aus verschiedenen Sektoren kommen hier zusammen, um effektive Strategien für Integration zu diskutieren und zu entwickeln. Das erste Europäische Forum für politischen Dialog (EPDF) fand im Oktober 2019 in Athen statt. Das EPDF ermöglicht es den Mitgliedern des Netzwerks, mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern, religiösen Führerinnen und Führern und der Zivilgesellschaft in Kontakt zu treten. Dabei werden wichtige Themen im Zusammenhang mit der Integration von Flüchtlingen sowie Migrantinnen und Migranten angesprochen. Die Mitglieder des Netzwerks tauschen sich über die Herausforderungen aus, mit denen die Akteurinnen und Akteure an der Basis konfrontiert sind, zum Beispiel inklusive Bildung, aktive Beteiligung von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten, Vertrauensbildung auf lokaler Ebene und Bekämpfung von Hassrede in den Medien. Diese Themen wurden in Strategiepapiere gegossen, die vom Netzwerk für Dialog (N4D) veröffentlicht wurden. In fünf Ausgaben haben die Mitglieder des Netzwerks die Arbeit von N4D einem breiteren europäischen Publikum vorgestellt und sich für eine wirksamere Migrations- und Integrationspolitik in Europa eingesetzt.
Bis zum Jahr 2024 haben die Mitglieder des Netzwerks neun gemeinsame Projekte (mit finanziellen Förderungen) erfolgreich durchgeführt. Dabei wurde die Zusammenarbeit in ganz Europa zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Hassrede, Bildung, der Stärkung der Stimme von Flüchtlingen und Migranten, dem interreligiösen Dialog zur sozialen Integration und dem Dialog zwischen den Generationen auf lokaler Ebene gefördert. Diese Projekte boten die Möglichkeit, das durch die Aktivitäten des Netzwerks erworbene Wissen anzuwenden und Erfahrungen aus den eigenen Organisationen auszutauschen. Die finanziell bezuschussten Projekte des Netzwerks für Dialog haben religiöse und kommunale Akteure dabei unterstützt, den Dialog und die soziale Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten in ganz Europa zu fördern, sowohl online als auch offline.
Anlässlich seines 5-jährigen Bestehens veranstaltete Netzwerk für Dialog am 24. Mai 2024 in Palermo, Italien, einen Runden Tisch zum Thema „Religion und Migration: Brücken der Integration in Europa bauen“. Bei dieser Veranstaltung kamen religiöse Führerinnen und Führer, Fachleute und politische Entscheidungsträger zusammen, um über die Rolle der religiösen Akteurinnen und Akteure bei der Schaffung sicherer Räume für den Dialog und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses nachzudenken.
In der Eröffnungsrunde sprachen verschiedene Rednerinnen und Redner, darunter hochrangige Religionsführer und Migrationsexpertinnen wie Leyla Kayacik, ehemalige Sonderbeauftragte des Europarats für Migration und Flüchtlinge, Abdullahi Mire, UNHCR - UN- Flüchtlingshilfswerks, Preisträger des Nansen-Flüchtlingspreises 2023, und Ferrandelli Fabrizio, Vertreter der Stadt Palermo. Die Diskussionen konzentrierten sich auf den Mehrwert eines interreligiösen Ansatzes bei der Integration von Zuwanderern und die transformative Kraft des Dialogs bei der Förderung von Zusammenhalt und inklusiven Gemeinschaften.
Zu den wichtigsten Punkten der Sitzung gehörte die Würdigung der Arbeit des Netzwerks, die darauf abzielt, Brücken zwischen unterschiedlichen Gemeinschaften zu bauen, Akteure an der Basis mit politischen Entscheidungsträgerinnen zu verbinden und die transformative Kraft des interreligiösen und interkulturellen Dialogs zu nutzen. Auch die lokalen Behörden von Palermo äußerten sich sehr anerkennend über die wichtige Arbeit des Netzwerks für Dialog. In Anbetracht des reichen multikulturellen und multireligiösen Erbes Palermos lud der Vertreter der Stadt das Netzwerk ein, seine Bemühungen fortzusetzen und künftige Aktivitäten in dieser dynamischen Stadt durchzuführen.
Die Jubiläumsfeier umfasste auch eine kulturelle Darbietung und die Veröffentlichung eines Gedenkvideos, das die Errungenschaften von N4D in den letzten fünf Jahren beleuchtet.
Kürzlich war KAICIID Gastgeber des Globalen Dialogforums in Lissabon, das Akteurinnen und Akteure aus der ganzen Welt zusammenbrachte, um die Rolle des Dialogs bei der Bewältigung globaler Herausforderungen zu diskutieren. Das Forum unterstrich die Bedeutung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs für die Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über bewährte Praktiken und innovative Dialogansätze aus, die sich auf verschiedene Kontexte anwenden lassen, darunter auch die Integration von Migranten und Flüchtlingen.
Eines der wichtigsten Ergebnisse des Forums war die Betonung der Notwendigkeit des Dialogs zur Verhinderung und Lösung von Konflikten. KAICIIDs einzigartige Position, die die Bemühungen von Staaten und religiösen Führungspersönlichkeiten vereint, ermöglicht es dem Dialogzentrum, als mächtige Plattform für die Förderung der Zusammenarbeit und des Verständnisses zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu dienen.
Das Netzwerk für Dialog (N4D) feiert sein 5-jähriges Bestehen, reflektiert seinen Werdegang und ruft zu breiterer Beteiligung von Akteurinnen und Akteuren der Zivilgesellschaft in ganz Europa auf. Das Netzwerk fördert die Zusammenarbeit und freut sich über neue Mitglieder, die seinen Auftrag und seine Vision teilen. Über Plattformen wie das European Policy Dialogue Forum arbeitet N4D weiterhin mit politischen Entscheidungsträgerinnen und religiösen Führern zusammen, um positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken.
Die Erfolgsgeschichten der N4D-finanzierten Projekte und die fruchtbaren Diskussionen auf dem KAICIID Global Dialogue Forum unterstreichen die transformative Kraft des Dialogs. Indem wir uns die Prinzipien des interreligiösen und interkulturellen Dialogs zu eigen machen, können wir ein inklusiveres und harmonischeres Europa schaffen und die reiche kulturelle Vielfalt, die Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge in unsere Gemeinschaften bringen, würdigen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Netzwerk für Dialog und KAICIID ein Beispiel für die entscheidende Rolle des Dialogs beim Bau von Brücken zwischen unterschiedlichen Gemeinschaften sind. Anlässlich des fünften Jahrestages von N4D und der Erkenntnisse des Globalen Dialogforums von KAICIID sollten wir unser Engagement für die Förderung von Verständnis, Respekt und Zusammenarbeit durch Dialog bekräftigen. Gemeinsam können wir eine bessere Zukunft für alle schaffen.