Der 4. Dezember 2023 markiert einen Meilenstein auf dem Weg zu globalem Frieden und interreligiöser Verständigung. Der aktuelle Jahrgang des KAICIID Fellows-Programms des Internationalen Dialogzentrums wurde in einer feierlichen Zeremonie in Lissabon, Portugal, ausgezeichnet. Die aus 37 Ländern rund um den Globus stammenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund haben ein intensives einjähriges Training absolviert und dabei ihr unermüdliches Engagement für die Förderung von Frieden und Dialog in ihren Gemeinschaften unter Beweis gestellt.
Das Programm bringt auf einzigartige Weise Führungspersönlichkeiten und Lehrkräfte mit buddhistischem, christlichem, hinduistischem, jüdischem, muslimischem oder anderem religiösen Hintergrund zusammen. Auch die diesjährigen Fellows sind ein Beleg für Diversität. Sie repräsentieren eine Vielzahl von Kulturen und Glaubensrichtungen – und sind doch vereint in ihrem Streben nach Frieden. Der Jahrgang 2023 zählte insgesamt 69 Fellows, mit einem erfreulichen Geschlechterverhältnis von 27 Frauen und 42 Männern aus sechs Religionen. Zum ersten Mal gab es im KAICIID Fellows-Programm einen Samaritaner, wodurch sich die Zahl der im Alumni-Netzwerk vertretenen Religionen auf 12 erhöht. Die Fellows stammen aus 37 Ländern und brachten eine Vielfalt an Kulturen, Perspektiven und Traditionen in unsere globale Gemeinschaft ein. Die von KAICIID-Expertinnen und Experten geleitete Ausbildung hat die Fähigkeiten der Fellows in den Bereichen Dialogmoderation, interkulturelle Kommunikation und Förderung des sozialen Zusammenhalts geschärft.
Dr. Amal Emam, Expertin für humanitäre Hilfe und Entwicklung in der MENA-Region, teilte eine tiefgreifende Erkenntnis aus dem KAICIID Fellows-Programm: Das alte Sprichwort „Sprich, damit ich dich sehen kann“ greift im Bereich der Friedensförderung zu kurz. Sie argumentierte, dass echtes Verstehen und Vertrautheit für die Friedensförderung nur durch Dialog entstehen. Amal betonte, dass jede Führungskraft danach strebe, etwas zu bewirken. KAICIID zeichne sich dadurch aus, dass es Führungskräfte mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund zusammenbringe, um durch Dialog eine gemeinsame Wirkung zu erzielen, die auf Frieden ausgerichtet sei. Sie bewundert die unermüdlichen Bemühungen des Dialogzentrums, nachhaltige Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen zu fördern und den Dialog als Instrument der Friedensförderung und des gesellschaftlichen Engagements zu verstehen.
Der Zeitplan des KAICIID Fellows-Programms
KAICIID Fellows durchlaufen einen strengen Lehrplan, der von der Orientierung und Weiterbildung bis zur abschließenden Evaluierung und Nachhaltigkeitsschulung reicht. Das Programm ist sorgfältig konzipiert und umfasst drei intensive Trainingskurse vor Ort mit den Schwerpunkten interreligiöser Dialog (IRD), Theorie, Dialogvermittlung und Projektnachhaltigkeit, ergänzt durch Online-Kurse, die sich auf das Zusammenleben und Pluralismus konzentrieren. Diese Kurse vermitteln den Fellows Fähigkeiten zur Dialogführung und interkulturellen Kommunikation und lehren sie, wie sie den sozialen Zusammenhalt fördern können. Diese Phasen sind entscheidend dafür, dass die Fellows ein ganzheitliches Verständnis für die Dynamik des interreligiösen Dialogs entwickeln.
Das KAICIID Fellows-Programm soll in vier Bereichen Wirkung zeigen: Erstens, indem interreligiöser Dialog in den religiösen und pädagogischen Einrichtungen und Gemeinschaften, denen die Fellows angehören, als fester Bestandteil aufgenommen wird. Zweitens sollen die Lehrkräfte in den Einrichtungen mit den für die Dialogvermittlung erforderlichen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgerüstet werden. Drittens sollen mehr Lehrkräfte ausgebildet werden, die sich für den Dialog einsetzen, sich dem Auftrag des Dialogzentrums verpflichtet fühlen und als Botschafterinnen und Botschafter des Dialogs auftreten, insbesondere in den Konfliktgebieten, auf die sich KAICIID konzentriert. Schließlich strebt das Programm neben der religiösen Vielfalt auch ein Gleichgewicht zwischen den vertretenen Regionen, Geschlechtern und Altersgruppen an, wohl wissend, dass nur ein inklusiver Ansatz es dem Programm ermöglichen wird, die Wirkung der Wiederherstellung oder Verbesserung der sozialen Harmonie zu erzielen.
Eziquel Sacca, Rabbinatsstudent am Bet Midrash lerabanim, aus Argentinien, reflektierte seine transformative Erfahrung im KAICIID Fellows-Programm. Er schilderte es als eine intensive, facettenreiche Reise – zuweilen herausfordernd, amüsant und anstrengend. Das Programm brachte eine bunte Mischung von Menschen mit unterschiedlichen religiösen, ethnischen und nationalen Hintergründen zusammen. Diese Mischung von Perspektiven führte zum Abbau von Vorurteilen und förderte ehrliche Diskussionen über unsere Unterschiede. Eziquel unterstreicht, wie spannend es ist, in einer so heterogenen Gruppe eine gemeinsame Basis für gemeinsame Ideen, Probleme und Herausforderungen zu finden.
KAICIID Fellows: Afrikanische Gruppe
KAICIID Fellows: Internationale Gruppe
KAICIID Fellows: Arabische Gruppe
Ein wichtiger Aspekt des Programms ist die praktische Anwendung der erlernten Fähigkeiten. Die Fellows werden ermutigt, auf die Bedürfnisse ihrer Gemeinschaften zugeschnittene Initiativen für interreligiösen Dialog durchzuführen. Dazu gehören interreligiöse Jugendprojekte, Aufklärungskampagnen gegen Hassrede und Initiativen zur Stärkung von Frauen in der globalen Politikgestaltung. Die Auswirkungen dieser Initiativen sind ein Beweis für die Bedeutung des Programms bei der Förderung eines echten Wandels. KAICIID finanzierte 64 Initiativen, die in 39 Ländern durchgeführt wurden und in der Zielgruppe 21.887 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren direkt erreichten.
Die Abschlussfeier des Jahrgangs 2023 macht deutlich, dass das KAICIID Fellows-Programm mehr ist als nur eine Weiterbildungsmöglichkeit; es ist eine Bewegung. Eine Bewegung, die schrittweise eine Welt aufbaut, in der der Dialog über Zwietracht triumphiert und Verständnis die Spaltung überwindet. Der Weg der Fellows, die mit Wissen, Fähigkeiten und einer Leidenschaft für den Frieden ausgerüstet sind, hat gerade erst begonnen. Ihre zukünftigen Bemühungen werden zweifelsohne zu einer harmonischeren und verständnisvolleren Welt beitragen.
Die Abschlussfeier ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang für diese Fellows. Sie haben sich dem KAICIID Fellows Alumni Network (KFIN) angeschlossen, einer lebendigen Gemeinschaft globaler Changemaker. Das institutionelle Netzwerk der KAICIID Fellows setzt sich dafür ein, Dialogkompetenzen auf institutioneller Ebene weltweit zu verankern und zu erweitern. Es zielt darauf ab, eine Kultur des Friedens und der Inklusion in allen Gemeinschaften zu fördern. Die Institutionen, denen die Fellows angehören, können sich auch einem Kooperationsnetzwerk religiöser Bildungseinrichtungen und Ausbildungsstrukturen auf der ganzen Welt anschließen. Das KFIN ist eine Plattform für Zusammenarbeit, den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren sowie für gemeinsame Projekte und Forschung im Bereich des interreligiösen Dialogs. Dieses Netzwerk spielt eine zentrale Rolle bei der Ausweitung der Wirkung von Initiativen und bietet Möglichkeiten für den Austausch bewährter Verfahren, die Beschaffung von Fördermitteln und die Unterstützung von kontinuierlichem Lernen.
Jenny Canau, Vertreterin des tibetischen Buddhismus und Mitglied des Beirats der Cape Town Interfaith Initiative (CTII) in Südafrika, lobt das KAICIID Fellows-Programm für seine nachhaltige Wirkung auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie betont, dass das Programm auf weltweit anerkannten Best Practices im interreligiösen und interkulturellen Dialog (IRD/ICD) basiert. Sie nennt es ein Signal des Mitgefühls und der Weisheit, das bei allen, die an dem Programm teilnehmen, auf große Resonanz stößt.
In einer Zeit, in der die Spaltung größer zu sein scheint als die Einheit, ist das KAICIID Fellows-Programm ein Leuchtfeuer der Hoffnung und beweist, dass Dialog, Verständnis und gegenseitiger Respekt tatsächlich den Weg zu einer friedlicheren Welt ebnen können.