Das „Fellowship für ethische Bildung“ wurde in sechs Ländern zeitgleich eingeführt, um die nachhaltige Umsetzung von Programmen im Bereich Ethikunterricht für Kinder zu fördern. Im Rahmen des Programms wurden 323 Lehrkräfte geschult, die im ersten Jahr 4.430 Kinder in Bangladesch, Indonesien, Kenia, Mauritius, Nepal und auf den Seychellen erreichen konnten.
Diese wegweisende Initiative verbindet sechs Bildungsministerien und nationale UNESCO-Kommissionen, die gemeinsam daran gearbeitet haben, ethische Bildung in ihre nationalen Programme zu integrieren. Die Ministerien haben sich auf institutioneller Ebene dazu verpflichtet, Programme für Ethikunterricht in formalen Bildungseinrichtungen zu erproben, um einen Beitrag zu ihren nationalen Bildungszielen zu leisten und letztlich den sozialen Zusammenhalt zu stärken, um friedlichere und inklusivere Gesellschaften zu schaffen.
„Ethikunterricht steht im Mittelpunkt unserer Pläne zur Umgestaltung des Bildungswesens. Es ist viel wichtiger, Ethik in den Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen als eine gute Schulinfrastruktur, die Ausbildung von Lehrkräften, Bücher und moderne Technologien, mit denen wir diesen Ethikunterricht anbieten“, so Dr. Dipu Moni, Bildungsministerin in Bangladesch.
Diese gemeinsame Initiative wird durch eine Partnerschaft zwischen Arigatou International, der Guerrand-Hermès-Stiftung für Frieden, dem Internationalen Dialogzentrum KAICIID, dem Muslimischen Ältestenrat, dem UNESCO-Regionalbüro für Ostafrika und dem UNESCO-Büro in Neu-Delhi in Zusammenarbeit mit den nationalen UNESCO-Kommissionen der teilnehmenden Länder ermöglicht.
Bildung spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau inklusiver und friedlicher Gesellschaften. Ethikunterricht kann Lehrerinnen und Lehrern dabei helfen, Räume zu schaffen, in denen die Schülerinnen und Schüler die ethischen Werte und Reflexionspraktiken entwickeln können, die sie für ein gutes Leben benötigen.
„Wenn wir von ethischer Bildung sprechen, geht es nicht um das philosophische Studium der Ethik, sondern um die Schaffung von Räumen für Kinder. Wir wollen uns mit Ihnen auf eine Reise begeben, um unsere Kinder zu stärken“, erklärt Suchith Abeyewickreme, Programmbeauftragter von Arigatou International in Genf.
Der Ethikunterricht vermittelt Kindern und Jugendlichen Kompetenzen für das Leben. Dabei kommen transformative pädagogische Ansätze zum Einsatz, die die Kinder in den Mittelpunkt des Lernens stellen, ihre Fähigkeiten verbessern, kritisch zu denken, ethische Entscheidungen zu treffen und zu lernen, mit anderen zusammenzuarbeiten, um positive Beiträge für ihre Gemeinschaften zu leisten.
Das „Fellowship für ethische Bildung“ startete vom 3. bis 9. Oktober 2022 in Indonesien mit einem „Train the Trainers“-Workshop für die 30 Fellows, zu denen Ministerialbeamte, Schulleitungen, Lehrkräfte, Professorinnen und Professoren, Vortragende, Ausbilderinnen sowie Lehrplanentwickler aus den sechs Teilnehmerländern gehörten. Bei dem Workshop wurden die Fellows in der Gestaltung und Durchführung von Ausbildungsworkshops für Lehrkräfte geschult.
„Die Fellows sind Meister im Bereich der ethischen Bildung in ihrem Land. Sie werden dazu beitragen, das Wissen rund um ethische Bildung in ihrem Land zu verbessern, indem sie Lehrkräfte ausbilden und schuleigene Initiativen starten“, so Mary Kangethe, Direktorin des Bildungsprogramms bei der Nationalen UNESCO-Kommission Kenias.
Während dieses intensiven Workshops vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich der ethischen Bildung und der transformativen Pädagogik, die Dialog, Reflexion und Handeln fördern. Sie übertragen das Programm jetzt auf die nationale Ebene und arbeiten mit anderen staatlichen Bildungspartnern zusammen, um sicherzustellen, dass Ethikunterricht in die Ausbildung, die nationalen Programme und die Politik integriert werden kann.
Mike Waltner, Leitender Programm-Manager für das Asien-Programm des Internationalen Dialogzentrums KAICIID, bezeichnet diese Initiative als transformativ. „Es geht um mehr als die Integration von Ethik und Dialog in die Bildungssysteme. Es geht darum, einen gesellschaftlichen Wandel zu bewirken. Die Lehrkräfte bringen die Erkenntnisse aus dem Fellowship in den Klassen und auch darüber hinaus ein, um Kinder und Jugendliche zu befähigen, diesen Wandel mitzugestalten. KAICIID glaubt an die Kraft des Dialogs zur Förderung von Verständnis und Frieden. Dieses Projekt macht junge Lernende zu Führungspersönlichkeiten, die mit Gleichaltrigen aus verschiedenen Religionen und Kulturen zusammenarbeiten können, um eine bessere Welt zu schaffen“, sagt er.
Zwischen Jänner und Mai 2023 führten die Fellows mit fachlicher Unterstützung internationaler Ausbilder von Arigatou International und KAICIID nationale Schulungsworkshops für Lehrkräfte durch. Insgesamt wurden 323 Personen in der Durchführung von Programmen für ethische Bildung für Kinder geschult.
„Wenn ich nicht an diesem Workshop zum Thema Ethikunterricht teilgenommen hätte, wären mir einige Dinge nicht aufgefallen, die mir jetzt bewusst sind. Dieser Workshop hatte unmittelbare Auswirkungen auf mich. Ich merke jetzt, dass ich automatisch umdenke, reflektiere und die Dinge anders sehe“, sagt einer der Teilnehmer von den Seychellen.
Ein Teilnehmer aus Nepal berichtet, dass der Workshop ihm geholfen habe, sich seiner eigenen unterbewussten Vorurteile klar zu werden. Er verstand, wie wichtig es ist, alle Kinder ungeachtet ihrer Unterschiede gleich zu behandeln, und fühlte sich in der Lage, Fairness und Inklusion für alle Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer zu gewährleisten.
Die ausgebildeten Lehrkräfte sollen in ihren Schulen Ethik-Programme entsprechend den Implementierungsplänen ihres Landes umsetzen. In seinem ersten Jahr soll das Programm 4.430 Kinder erreichen.
Die Gruppe der Partnerorganisationen entwickelte einen umfassenden Schulungsleitfaden zur Unterstützung der nationalen Workshops für Lehrkräfte, der schrittweise Leitlinien für die Durchführung der Workshops sowie einen Rahmen und Instrumente für das Monitoring, die Evaluierung und das Lernmanagement enthält. Darüber hinaus wurde ein Handbuch für Lehrkräfte entwickelt, das die Gestaltung und Durchführung von Programmen für die ethische Bildung im Klassenzimmer unterstützt.
Die Leitfäden basieren auf Arigatous Ansatz für ethische Bildung und der Expertise von KAICIID in Bezug auf interreligiösen und interkulturellen Dialog als zentrale Komponenten einer transformativen Pädagogik, die zur Förderung der globalen Bürgerschaft beitragen. Sie beinhalten auch den von der Guerrand-Hermès-Stiftung für Frieden geförderten Ansatz der menschenzentrierten Bildung, der die Lernenden in den Mittelpunkt der Bildungserfahrung stellt.
Diese Initiative zielt nicht nur darauf ab, ein Netzwerk von formalen Bildungseinrichtungen zu schaffen, sondern bietet auch eine Plattform für den Wissensaustausch und die Vermittlung von Kompetenzen. Vor diesem Hintergrund wurde eine weltweite Kompetenzgemeinschaft (Global Community of Practice) eingerichtet, die ein Netzwerk von Fellows fördert. Durch monatliche Webinare vertiefen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Wissen zu bestimmten Themen, erhalten Unterstützung bei der Vorbereitung von Workshops in ihren Heimatländern, tauschen Erfahrungen aus und stärken ihre Verbindungen.
Nita Isaeni, eine Teilnehmerin aus Indonesien, äußerte sich zu den Vorteilen der Mitgliedschaft in der globalen Gruppe: „Teil dieser Gemeinschaft zu sein, bedeutet mir sehr viel. Es ist ein Ort, an dem ich lernen und mich verbessern kann, nicht nur in Bezug auf mein Wissen, sondern auch in Bezug darauf, wie ich die Dinge wahrnehme und mit meinem Innersten verbunden bin. Außerdem habe ich die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und soziale Netzwerke mit Menschen aus der ganzen Welt aufzubauen, was für mich sehr wertvoll ist.“ Isaeni ist die Koordinatorin für Bildungstransformation in der Direktion für Lehrkräfte an Grundschulen im MoECRT.
Im März 2023 wurde mit der Umsetzung bei Kindern begonnen, was zu ermutigenden Ergebnissen führte. Die Lehrkräfte konnten positive Ergebnisse feststellen, denn das Engagement und die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler haben sich spürbar verbessert. Die Einführung von Friedens- und Ethik-Aktivitäten in den Schulen hat sich als erfolgreiche Initiative erwiesen, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt. Norah Babu, Lehrerin an der Thogoto Model Primary School in Kenia, berichtet aus ihrer Sicht: „Durch partizipatives und gemeinschaftliches Lernen trauen sich die Kinder, die früher gezögert haben, Fragen zu stellen, nun, ihre Mitschüler um Hilfe zu bitten. Ich habe auch gelernt, wie wichtig es ist, ein sicheres Lernumfeld zu schaffen, was dazu führt, dass meine Schülerinnen und Schüler meinen Unterricht mit großer Vorfreude erwarten.“
Das „Fellowship für ethische Bildung“ ist eine Antwort auf die große Notwendigkeit, der ethischen Bildung innerhalb der formalen Bildungssysteme Priorität einzuräumen und in sie zu investieren. Durch die Stärkung der Fähigkeit von Lehrerinnen und Lehrern, positive Beziehungen zu fördern und Lernwillige zu ermutigen, trägt das Programm zur Schaffung einer inklusiveren, respektvolleren und widerstandsfähigeren Gesellschaft bei. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, auf ethische Herausforderungen zu reagieren, und werden so zu aktiven Bürgerinnen und Bürgern, die sich für einen positiven Wandel einsetzen.
Das Fellowship-Programm ist ein inspirierendes Beispiel für die Kraft der Zusammenarbeit, des Engagements und der gemeinsamen Verpflichtung gegenüber Kindern, ihrer Ausbildung und der Zukunft unserer Gesellschaft.
Dieser Artikel wurde gemeinsam von den Partnern des „Fellowships für ethische Bildung“ verfasst und erschien erstmals am 3. Juli auf Ethics Education for Children.