Der Erzbischof von Bangui, Kardinal Dieudonné Nzapalainga, hielt die Grundsatzrede der Veranstaltung „Mafra Dialogues“, die am 27. und 28. April in Mafra, Portugal, stattfand. Er sprach über die Rolle, die der interreligiöse Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit spielen, und über seine eigene Vision als einer der Hauptakteure der Interreligiösen Plattform in der Zentralafrikanischen Republik.
In seiner Rede bedankte sich Kardinal Dieudonné Nzapalainga zunächst für die Arbeit des Internationalen Dialogzentrums KAICIID für die Förderung des interreligiösen Dialogs und der Zusammenarbeit in Afrika. „Die Programme und Initiativen des Dialogzentrums haben dazu beigetragen, Brücken zwischen den verschiedenen Gemeinschaften zu bauen, gegenseitiges Verständnis und Respekt zu fördern und eine Kultur des Friedens und der Versöhnung zu unterstützen“, sagte der Kardinal. Als positive und aussagekräftige Beispiele für die in Afrika geleistete Arbeit nannte der Erzbischof von Bangui die Förderung von Frieden und Stabilität im Nachkriegs-Ruanda, die Bemühungen religiöser Führer in Nigeria, die sich zum Forum „Interreligiöser Dialog für den Frieden“ zusammengeschlossen haben, um Frieden und Versöhnung im Land zu fördern, sowie die Arbeit der Plattform der Religionen in der Zentralafrikanischen Republik im Rahmen der Versöhnung und des Friedensaufbaus in diesem Land.
Nach Auffassung von Kardinal Dieudonné Nzapalainga gibt es eine Reihe von Faktoren, die zu religiösen Konflikten in Afrika beitragen. Einer davon sind die historischen Spannungen zwischen muslimischen und christlichen Gruppen, wie beispielsweise in Nigeria, die durch politische und wirtschaftliche Ungleichheiten noch verschärft wurden. Ein weiterer Faktor ist die Rolle externer Akteure, die religiöse Unterschiede zu ihrem Vorteil machen, wie zum Beispiel der Islamische Staat in Westafrika (ISWA), der in der Sahelzone aktiv ist und versucht, ethnische und religiöse Spannungen auszunutzen.
Trotz zahlreicher Bemühungen zur Förderung des interreligiösen Dialogs und des friedlichen Zusammenlebens auf der ganzen Welt gibt es weiterhin Herausforderungen, die nicht ignoriert werden können. „Auf globaler Ebene gehören zu diesen Herausforderungen die Zunahme von Extremismus und religiöser Gewalt, die Konflikte schüren und die Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften verschärfen können“, so der Erzbischof von Bangui. Die mangelnde Bereitschaft der Regierungen, interreligiöse Initiativen zu unterstützen, und die Möglichkeiten, die die sozialen Medien extremistischen Gruppen bieten, um ihre Botschaften zu verbreiten und leichter neue Mitglieder zu rekrutieren, sind weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. „In Afrika sind die Herausforderungen ähnlich, mit der zusätzlichen Komplexität historischer und kultureller Spaltungen, die religiöse Konflikte noch verschärfen können. Darüber hinaus können auch Armut, mangelnde Bildung und begrenzter Zugang zu Ressourcen zur Marginalisierung und Ausgrenzung einiger religiöser Gruppen beitragen“, betonte Kardinal Dieudonné Nzapalainga.
Trotz all dieser Herausforderungen lobte der Erzbischof von Bangui Menschen und Organisationen, die sich „weiterhin unermüdlich für die Förderung der interreligiösen Zusammenarbeit und des Dialogs einsetzen, um gerechtere, friedlichere und inklusivere Gesellschaften zu schaffen“. Unter diesen Organisationen hob der Kardinal die Arbeit der Afrikanischen Union und des Heiligen Stuhls hervor.
In Bezug auf die Afrikanische Union erinnerte der Erzbischof an die Maßnahmen, die diese Organisation in den letzten Jahren ergriffen hat, um religiös motivierte Konflikte auf dem Kontinent zu lösen. Besonders hervorzuheben ist die Gründung des Interreligiösen Dialogforums (AU-IFDF) im Jahr 2013, das religiöse Führerinnen und Führer aus ganz Afrika zusammenbringt, um Fragen im Zusammenhang mit Frieden, Sicherheit und Entwicklung zu diskutieren. Weitere Maßnahmen zur Förderung der religiösen Toleranz sind die Afrikanische Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker sowie die Agenda 2063 der Afrikanischen Union. Mit diesen Maßnahmen „trägt die Afrikanische Union dazu bei, ein geeignetes Umfeld für den interreligiösen Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit zu schaffen. Sie arbeitet daran, religiös motivierte Konflikte zu verhindern und nachhaltigen Frieden auf dem Kontinent zu fördern“, betonte Kardinal Dieudonné Nzapalainga.
Auf Basis seiner Zukunftsvision und seiner direkten Mitarbeit im interreligiösen Dialog zur Förderung des Friedens forderte Kardinal Dieudonné Nzapalainga die politisch Verantwortlichen auf, eine politische Strategie zur Förderung der Religionsfreiheit und der Achtung der Vielfalt zu entwickeln. „Regierungen und internationale Organisationen müssen darauf hinarbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen aller Religionen ihren Glauben frei und ohne Angst vor Verfolgung oder Diskriminierung ausüben können. Dies kann durch eine Politik erreicht werden, die religiöse Toleranz und die Achtung der Vielfalt fördert und sich mit Themen wie Hassrede und Aufstachelung zur Gewalt auseinandersetzt“, betonte der Kardinal. Zu diesem Zweck ist es wichtig, Initiativen und Organisationen zu unterstützen, die Menschen verschiedener Religionen für Konferenzen, Workshops und andere Veranstaltungen zusammenbringen, die interreligiöses Verständnis, Frieden und Versöhnung zwischen den verschiedenen Gemeinschaften fördern.
Kardinal Dieudonné Nzapalainga rief die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger dazu auf, die tieferen Ursachen von Konflikten anzugehen und sich mit Themen wie Armut, Ungleichheit und politischer Instabilität zu befassen, die die Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften verschärfen können, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, wie Diskriminierung und Marginalisierung zu Ressentiments und Feindseligkeit gegenüber bestimmten Religionsgemeinschaften führen können.
Investitionen in die Bildung sind ein weiteres wichtiges Instrument zur Förderung des interreligiösen Verständnisses und zur Vermeidung religiös motivierter Konflikte. Darüber hinaus appelliert Kardinal Dieudonné Nzapalainga an die Politikerinnen und Politiker, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich direkt für die Förderung des interreligiösen Dialogs und die Verhinderung religiös motivierter Konflikte einzusetzen. Sie können an interreligiösen Veranstaltungen und Initiativen teilnehmen, sich in öffentlichen Erklärungen und politischen Maßnahmen für die Achtung der Vielfalt einsetzen und Brücken zwischen den verschiedenen Gemeinschaften bauen.
Am Schluss seiner Rede formulierte Kardinal Dieudonné Nzapalainga einen klaren Appell für die Zukunft: „Es ist an der Zeit, dass politische Führerinnen und Führer und religiöse Persönlichkeiten zusammenarbeiten, um Frieden und Stabilität in Afrika und in der Welt zu fördern.“