Das Internationale Dialogzentrum (KAICIID) hat am Freitag das Institutionelle Netzwerk der KAICIID Fellows ins Leben gerufen. Diese neue Initiative zielt darauf ab, die Reichweite von qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten im Bereich des interreligiösen Dialogs (IRD) in jenen Teilen der Welt zu erhöhen, in denen sie am dringendsten benötigt werden.

Nach mehr als zwei Jahren Planung wurde das neue Netzwerk bei einem Treffen von Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus dem interreligiösen Bereich, die 35 mit KAICIID Fellows verbundene religiöse Bildungseinrichtungen aus der ganzen Welt repräsentieren, in Kuala Lumpur, Malaysia, offiziell vorgestellt. Diese Akteurinnen und Akteure bilden das Kernteam des Institutionellen Fellows-Netzwerks und ebnen den Weg für alle in Frage kommenden religiösen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, für die KAICIID Fellows tätig sind, um dem Netzwerk beizutreten. Sie werden zusammenarbeiten, um ein gemeinschaftliches Netzwerk von religiösen Bildungseinrichtungen aufzubauen, das sich für die Einbindung und den Ausbau von interreligiösen Kompetenzen auf institutioneller Ebene auf der ganzen Welt einsetzt.

DIE NOTWENDIGKEIT EINES NEUEN INSTITUTIONELLEN NETZWERKS

Trotz einiger Fortschritte in den letzten Jahren mangelt es nach wie vor an einer Verschränkung der Strukturen für die religiöse Aus- und Weiterbildung und der Institutionen, die zu unterschiedlichen Glaubensrichtungen gehören. Dieses Defizit ist besonders problematisch für die nächste Generation religiöser Führungspersönlichkeiten, die nicht über ausreichende interreligiöse Kompetenzen verfügen, die sie benötigen würden, um mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Gemeinschaften sachlich und respektvoll zu kommunizieren.

Angesichts dieser Ergebnisse ist klar, dass es einen globalen institutionellen Rahmen braucht, um die Entwicklung eines robusten und unabhängigen Netzwerks von Institutionen zu unterstützen, die mit der Ausbildung zukünftiger religiöser Führerinnen und Führer beauftragt sind. Das Institutionelle Fellows-Netzwerk ist die Antwort auf diese Herausforderung. Es verankert die interreligiöse Dialogausbildung in allen Institutionen und erweitert die regionale Präsenz und den institutionellen Wirkungsbereich von KAICIIDs äußerst erfolgreichem Fellows-Programm. 

ZENTRALE ZIELE

Das Netzwerk will religiösen Führungspersönlichkeiten die nötigen Kompetenzen vermitteln, um sich in der komplexen und vielfältigen globalen religiösen und kulturellen Landschaft von heute sicher zurechtzufinden. Es zielt darauf ab, Inklusivität, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit sowie die Wertschätzung religiöser und kultureller Unterschiede in allen Gemeinschaften zu fördern. Im Rahmen dieses grundsätzlichen Bestrebens verfolgt das Netzwerk vier zentrale Ziele:

1. Interreligiöse Beziehungen und neue Kooperationen zwischen religiösen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen stärken
2. Eine interreligiöse Dialog-Kultur in den religiösen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen auf der ganzen Welt verankern
3. Menschen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit die Möglichkeit geben, sich in interreligiöser und interkultureller Zusammenarbeit zu engagieren – in einer Weise, die ihren Glauben, ihre Bräuche, Praktiken und Werte respektiert
4. Bei politischen Entscheidungsträgern für die Integration interreligiöser Inhalte in den Religionsunterricht werben. So wird ein wichtiges Portal für glaubensbasierte „Global Citizenship Education“ geschaffen. Dabei werden religiöse Menschen und Perspektiven in kontextbezogenes interreligiöses Lernen einbezogen, was wiederum die Toleranz stärkt, die Menschenrechte respektiert und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung 4, 5, 16 und 17 fördert.

Um diese Ziele zu erreichen, wird das Institutionelle Fellows-Netzwerk die wichtigsten Orte für religiöse Bildung als strategische Anlaufstellen für das große und komplexe globale religiöse System nutzen. Dazu gehört die St. Paul's Universität in Kenia, die bei dem Treffen in Kuala Lumpur von KAICIID Fellow Ven. Scholar Wayua Kiilu vertreten wurde.

KAICIIDS ERFAHRUNG BEIM AUFBAU VON NETZWERKEN NUTZEN

KAICIID ist aufgrund seiner Ressourcen, seiner Mission, seines Mandats und seines einzigartigen Status als zwischenstaatliche Organisation mit einem multireligiösen Direktorium gut positioniert, um aktuelle und zukünftige Mitglieder des Institutionellen Fellows-Netzwerks auf der institutionellen Ebene einzubinden.

Darüber hinaus hat KAICIID weitreichende Erfahrung im Auf- und Ausbau internationaler, religionsübergreifender Netzwerke. Das Institutionelle Netzwerk der Fellows wird aus einem solchen Kollektiv, dem KAICIID Fellows Alumni-Netzwerk, hervorgehen und die Verbindungen und das Fachwissen der Fellows Alumni des Dialogzentrums nutzen, um die Reichweite und den institutionellen Einfluss des neuen Netzwerks zu vergrößern.

In Zukunft werden sich das KAICIID Fellows Alumni-Netzwerk und das Institutionelle Fellows-Netzwerk gemeinsam weiterentwickeln und gegenseitig ergänzen. Speziell geschulte Fellows aus dem Alumni-Netzwerk werden mobile Teams bilden, um Institutionen zu unterstützen, die interreligiöse Schulungen oder technische Hilfe benötigen, zum Beispiel bei der Entwicklung von interreligiösen Lehrplänen. Trotz dieser Überschneidungen wird das Institutionelle Fellows-Netzwerk unabhängig vom Fellows Alumni-Netzwerk bestehen, das ein stetig wachsender, individueller Zusammenschluss von Absolventinnen und Absolventen ist und derzeit mehr als 450 Fellows aus 86 Ländern umfasst. Das Institutionelle Netzwerk wird seine Repräsentantinnen und Repräsentanten unter anderem aus den Verantwortlichen der mit den Fellows verbundenen Institutionen rekrutieren, jedoch nicht unbedingt aus dem Kreis der Fellows selbst.

Im Anschluss an eine globale systematische Bedarfsanalyse der Fellows-Institutionen für interreligiösen Dialog (IRD) und auf der Grundlage der Ergebnisse begann der Prozess zur Gründung des neuen Netzwerks im Jahr 2021 mit einer Online-Konsultation mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus verschiedenen Institutionen. Die Veranstaltung an diesem Wochenende in Malaysia stellt die zweite Phase und den offiziellen Start des Institutionellen Fellows-Netzwerks dar, bei dem die Mitglieder des Kernteams zusammenkommen, um Ideen auszutauschen. In der dritten Phase, die voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 stattfinden wird, geht es um die Gestaltung und Umsetzung der ersten Aktivitäten des Institutionellen Fellows-Netzwerks.