Globale Ziele werden zu konkreten Handlungen

09 Mai 2025
Globale Ziele werden zu konkreten Handlungen
Yudhistir Govinda Das. Foto: Sahiba Chawdhary für KAICIID

Yudhistir Govinda Das vertritt die Gemeinschaft der Gaudiya-Vaishnava-Tradition, deren Glaubensgrundlagen auf heiligen Hindu-Texten beruhen. Seit seiner frühesten Kindheit an wusste er, dass er sein Leben der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein widmen würde. Die einzige Frage war, ob er das als Mönch oder als Mitglied der Gemeinschaft tun würde.

„Meinen PERSÖNLICHEN UND SPIRITUELLEN ZIELEn folgend, WAR ES IMMER KLAR, DASS ICH ETWAS FÜR GOTT UND FÜR DIE GEMEINSCHAFT TUN will.“

 

Yudhistir wuchs während verschiedener Perioden von Frieden und Konflikt in Indien auf. Dadurch entwickelte sich sein Wunsch, sich mit Versöhnung und Heilung auseinanderzusetzen. Als Erwachsener glaubt er heute mehr denn je, dass es großen Bedarf an interreligiösem Dialog innerhalb der riesigen südasiatischen Nation gibt.

Der Kampf gegen Fake News

Der Anstieg von Fake News, zusammen mit problematischen und beleidigenden Aussagen, von denen ein Großteil über soziale Medien verbreitet wird, ist zu einer treibenden Kraft für Ressentiments und Gewalt gegen Menschen in christlichen, hinduistischen und muslimischen Gemeinschaften Indiens geworden.

„ICH WÜRDE NICHT SAGEN, DASS SICH Gewalt ÜBER DAS GANZE LAND AUSGEBREITET HAT, ABER SICHERLICH IST sie IN EINIGEN TEILEN INDIENS SEHR PRÄSENT. DORT müssen WIR ALS FRIEDENSSTIFTER UND Vertreter DES INTERRELIGIÖSEN DIALOGS tätig werden.“

 

Das Bestreben, diese Probleme in Indien zu lösen, hat Yudhistir dazu inspiriert, sich mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen zu beschäftigen. Die SDGs sind Ziele, die Ländern helfen sollen, bis zum Jahr 2030 die Armut zu beseitigen, die Gesundheitsversorgung und das Bildungssystem zu verbessern, Ungleichheit zu verringern, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und den Klimawandel zu bekämpfen. Yudhistir hat sich besonders mit der Rolle beschäftigt, die Glaubensgemeinschaften bei der Erreichung der Ziele spielen können.

„Die Vereinten Nationen haben Politik und Wirtschaft zu den SDGs konsultiert, aber nicht die Glaubensgemeinschaften“, erklärt er.

Angesichts der Tatsache, dass sich laut Pew Research über 80 Prozent der Weltbevölkerung einer Religion zugehörig fühlen, sah sich Yudhistir veranlasst, aktuelle und ehemalige KAICIID Fellows aus Indien, hochrangige religiöse Führerinnen und Führer sowie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger des Landes zu kontaktieren, um darüber zu sprechen, wie Glaubensgemeinschaften im Diskurs über nachhaltige Entwicklung eine Stimme haben können. Als Ergebnis der Gespräche wurde eine Konferenz zu inklusiver Bildung (SDG Nr. 4), Gleichberechtigung der Geschlechter (SDG Nr. 5) und friedlichen Gemeinschaften (SDG Nr. 6) geplant, die in Delhi stattfinden soll.

Nachhaltiger Dialog in Indien

Neben seiner Leidenschaft für die SDGs möchte Yudhistir Experte für den interreligiösen Dialog werden. In Indien bemerkte er einen Mangel an Möglichkeiten für eine Ausbildung als Dialogvermittler. Auf der Suche danach wurde er auf das KAICIIDs Fellows-Programm aufmerksam. Inspiriert wurde er auch von John Fahys Studie: „Jenseits von Dialog? Interreligiöse Arbeit in Delhi, Doha & London“. Deren Ergebnisse belegen die Abneigung, soziale Fragen im Zusammenhang mit religiösen Unterschieden anzusprechen. Das führe dazu, dass einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Initiativen den Dialog als eine Echokammer wahrnehmen, in der Meinungsverschiedenheiten vermieden werden und aus der daher keine echten Ergebnisse hervorgehen können.

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Selbst wenn einige der Dialogräume in Indien keine Meinungsverschiedenheiten zulassen, kommt es an der Basis in einigen abgelegenen Dörfern dennoch zu Zwietracht und Gewalt, so Yudhistir: „Ein Inder sieht online ein Video von etwas, das vielleicht in Syrien passiert ist, und kann davon überzeugt sein, dass es in einem Nachbardorf passiert ist. Dann ist er bereit, seinen Nachbarn anzugreifen. Wie löst man das auf? Das ist die eigentliche Herausforderung“, sagt er.

Die Herausforderung in der Zukunft bestehe nicht darin, Gemeinschaften die Idee zu vermitteln, dass es wichtig sei, Anhängerinnen und Anhängern verschiedener Glaubensrichtungen zu helfen, einander zu verstehen.

„DIE HERAUSFORDERUNG liegt vielmehr DARIN, EINE STRUKTURIERTE EINHEIT MIT EINEM INTELLEKTUELL anspruchsvollen PROGRAMM ZU SCHAFFEN UND ZU führen, DIE NACHHALTIGE DIALOGINITIATIVEN ANBIETEN KANN“, meint Yudhistir.

An dieser strukturierten Einheit arbeitet er, nicht nur mit anderen Mitgliedern des Fellows-Programms, sondern auch mit seinem umfangreichen und einflussreichen Netzwerk von Juristinnen und Juristen, Politikerinnen und Politikern, Führungskräften von Denkfabriken, sozialen Aktivistinnen und Aktivisten sowie religiösen Führerinnen und Führern. Die Aufgabe ist nicht einfach, denn neben der Notwendigkeit, neue Formen des interreligiösen Dialogs in einem bereits dichtgedrängten Bereich zu etablieren, gibt es auch ein gewisses Maß an Zynismus, das Yudhistir und seine Kolleginnen und Kollegen überwinden müssen.

Es ist zum Beispiel offensichtlich, dass einige neue interreligiöse Initiativen in Indien mit einer gewissen Skepsis wahrgenommen werden. Manche Menschen fürchten eine Art Missionierung oder zweideutige Absichten bei einigen der Akteurinnen und Akteure. Doch selbst angesichts dieses Misstrauens bleibt Yudhistir optimistisch.

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Yudhistir arbeitet hart daran, das globale Netzwerk der KAICIID Fellows in Indien zu reproduzieren, um eine skalierbare, landesweite Ressource zu etablieren, die Lücken im religiösen Verständnis in und zwischen christlichen, hinduistischen, muslimischen und Vaishanava-Gemeinschaften schließen kann. So ehrgeizig sein Ziel auch ist, Yudhistirs Bestrebungen, zusammen mit denen der anderen indischen Fellows, sind von Realismus getragen.

„WIR SAGEN NICHT, DASS WIR ALLE PROBLEME LÖSEN WERDEN. WIR VERSUCHEN, BRÜCKEN ZWISCHEN DEN GEMEINSCHAFTEN ZU BAUEN, damit ES ZUMINDEST EINEN OFFENEN KANAL GIBT UND EIN DIALOG STATTFINDEN KANN; damit ES EINEN PARTNER AUF DER ANDEREN SEITE GIBT, WENN EIN KONFLIKT AUSBRICHT.“

 


Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über fünf Jahre Fellows-Programm. Lesen Sie mehr hier. 


 


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