Der Kampf für den Schutz der Umwelt, die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und die Zusammenarbeit in den Bereichen Regierungsführung, Glaube und Technologie standen ganz oben auf der Tagesordnung der Abschlusssitzung der europäischen Konsultation. Dutzende religiöse Führerinnen und Führer, Vertreterinnen und Vertreter europäischer religiöser Gruppen und zwischenstaatlicher Organisationen, hochrangige politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Fachleute der Europäischen Kommission trafen einander online, um im Vorfeld des Interreligiösen G20-Forums Empfehlungen zu präsentieren.
Aus den bisherigen Konsultationen gingen Beiträge von über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hervor. Diese haben zu Empfehlungen aus Asien, Lateinamerika und den arabischen Regionen geführt. Die Konsultationen wurden vom Internationalen Dialogzentrum (KAICIID), der G20 Interfaith Forum Association, der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens, unterstützt.
Das Forum wird vom 13. bis 17. Oktober aus Riad, Saudi-Arabien, online übertragen. Die Anmeldung ist ab nun möglich.
„Das Interreligiöse G20-Forum ist neben dem G20-Gipfel der Staats- und Regierungsoberhäupter zu einer regelmäßigen jährlichen Veranstaltung geworden. Es ist eines von vielen bewundernswerten Beispielen für Austausch und oft auch für Zusammenarbeit zwischen säkularen Institutionen und den Religionsgemeinschaften der Welt“, erklärt Seine Eminenz Metropolit Emmanuel von Frankreich, Mitglied des KAICIID-Direktoriums.
Seine Eminenz, der auch Vizepräsident und Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen war, hob die Bedeutung sektorübergreifender Partnerschaften während einer Pandemie hervor.
„Dass sektorübergreifende Partnerschaften wichtig sind, war selten so klar, wie in diesem Jahr, als sich COVID-19 in Europa und auf der ganzen Welt ausbreitete. Religiöse Führerinnen und Führer schlossen sich anderen Akteurinnen und Akteuren an vorderster Front an, um neue Konzepte zu entwerfen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Sie leisteten wichtige Unterstützung in der Krankenversorgung und halfen, gefährdete Menschen zu schützen. Diese Zusammenarbeit, die viel Aufwand und großes Engagement erfordert, verdient viel Lob. Sie ist auch eine Ermutigung auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft.“
Die Empfehlungen der europäischen Konsultation entstanden in drei Arbeitsgruppen: Empowerment der Menschen, Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, Schutz des Planeten und Schnittmengen von Regierungsführung, Glaube und Technologie.
Bemühungen fortführen
In den Empfehlungen werden die Regierungen aufgefordert, ihre Bemühungen für internationalem Schutz, einschließlich Asyl, fortzuführen. Insbesondere sollen sie die schwierige Lage unbegleiteter Minderjähriger, Frauen und Mädchen und der Opfer von Menschenhandel und moderner Sklaverei berücksichtigen. Die Regierungen werden aufgefordert, mit religiösen Persönlichkeiten und Gemeinschaften sowie der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten, um für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Diskriminierung und Gewalt einzutreten. Eine weitere Empfehlung zielt darauf ab, religiöse Institutionen zu ermutigen, religiöse Persönlichkeiten und Lehrpersonal zu sensibilisieren. Sie sollen die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) in den formellen und informellen Religionsunterricht integrieren.
Weitere Empfehlungen der Arbeitsgruppen zeigen die Wichtigkeit der Bekämpfung von Hassrede auf. Medien und soziale Medien sollen dahingehend reguliert werden, damit sie Demütigung, Verhetzung, Diskriminierung, Verfolgung und Aggression gegen Einzelpersonen und Gruppen verhindern.
Die Empfehlungen an Politik und Religion finden Sie hier.
„KACIID ist die einzige zwischenstaatliche Institution in diesem Bereich und wir sind besonders stolz darauf, das Interreligiöse G20-Forum in Riad mit zu organisieren und auch an allen regionalen Treffen teilzunehmen. Zum ersten Mal wurden solche regionalen Konsultationen abgehalten“, so Faisal bin Muaammar, Generalsekretär des Internationalen Dialogzentrums (KAICIID).
Bewusstsein für Religion und interreligiösen Dialog
„Wir sind stolz darauf, dass das Bewusstsein für die Rolle von Religion und interreligiösem Dialog zur Unterstützung der Politik zunimmt. Wir sehen bei den Vereinten Nationen, im Multireligiösen Beirat der Vereinten Nationen und bei den G20, dass es für die interreligiöse Arbeit noch viel zu tun gibt“, fuhr der Generalsekretär fort.
Das Internationale Dialogzentrum (KAICIID) unterstützt mit den Partnerorganisationen, der G20 Interfaith Forum Association, der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens die Konsultationen. Dabei werden Empfehlungen erarbeitet, die den Staats- und Regierungschefoberhäuptern der Welt vor dem Interreligiösen G20-Forum im nächsten Monat vorgelegt werden. Im Anschluss gehen sie ebenso an den G20-Gipfel, der im November in Saudi-Arabien stattfinden soll.
Dr. Vincent Depaigne, Koordinator der Europäischen Kommission für Dialog mit religiösen und nicht-konfessionellen Organisationen, sprach darüber, wie einige der Empfehlungen dazu beitragen können, den Dialog zwischen religiösen Gruppen und nicht-konfessionellen Institutionen in der Europäischen Union zu fördern.
„Der G20-Gipfel wird als zwischenstaatlicher Prozess betrachtet. Er ist aber auch ein Prozess, der die Zivilgesellschaft im Allgemeinen, einschließlich religiöser Organisationen, einbezieht. Die Europäische Kommission betrachtet religiöse Organisationen voll und ganz als Teil der Zivilgesellschaft. Wenn wir mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, arbeiten wir auch mit den religiösen Organisationen und Kirchen in ganz Europa zusammen“, so Dr. Depaigne.
Der letzte Redner der Konsultation war Professor Alberto Melloni, Professor für Geschichte des Christentums an der Universität Modena-Reggio und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für religiösen Pluralismus und Frieden an seiner Universität und an der Universität Bologna, Italien.
Der G20-Gipfel im Jahr 2021 findet in Italien statt.
„Die Erfahrungen des letzten Interreligiösen G20-Forums waren für uns alle sehr wertvoll“, erzählte Professor Melloni. „Das Interreligiöse Forum ist eine Chance und eine Herausforderung vor allem in den Bereichen wie dem interreligiösen Dialog und der Theologie, der Praxis des interreligiösen Dialogs und den politischen Konsequenzen des interreligiösen Dialogs. Für uns ist es wichtig, hervorzuheben, dass die relevanten italienischen Institutionen bereits ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklärt haben, falls es das Coronavirus im nächsten Jahr zulässt.“