Eingebettet in Myanmars pulsierende und vielfältige religiöse Gemeinschaften wuchs Ashin Mandalarlankara in einer Theravada-buddhistischen Blase auf. Diese Blase platzte 2010, als eine irische katholische Nonne in sein Kloster in Mandalay kam, um Englisch zu unterrichten.
„Sie lud mich in ihre Kirche ein, wo ich christliche Priester und Schwestern traf. Wir blieben in Kontakt, und langsam traf ich Muslime und Hindus in der Stadt. Ich lernte von ihr nicht nur Englisch, sondern auch über verschiedene Kulturen und Religionen und über die Förderung von Frieden und Harmonie, alles Lektionen, die ich jetzt meinen Schülern beibringe“, erzählt er.
Mandalarlankaras jahrzehntlange Reise von einem abgelegenen Kloster am Ufer des Irrawaddy-Flusses zur Förderung des interreligiösen Dialogs in Myanmar und auf der ganzen Welt wurde durch das dringende Bedürfnis nach Frieden in seinem Land motiviert.
In den letzten Jahren sind religiöse und ethnische Spannungen in Gewalt ausgebrochen. Die rasche Verbreitung von Fehlinformationen und Hassrede im Internet hat die Zusammenstöße nur noch verschlimmert.
„Das Problem in Myanmar ist, dass die Menschen Angst haben, ihre Identität zu verlieren. Das führt zu Spannungen, Konflikten, Wut, Missverständnissen und Diskriminierung unter Menschen, die nicht einmal die Lehren ihrer eigenen Religion verstehen“, berichtet er.
In dem Bemühen, diese Spannungen abzubauen und als Teil seines Engagements für das Internationale Fellows-Programm von KAICIID rekrutierte Mandalarlankara im Jahr 2015 mehr als 25 junge Erwachsene aus den buddhistischen, christlichen, hinduistischen und muslimischen Gemeinschaften im Grossraum Mandalay, die an zehn Wochenendsitzungen mit interreligiösem Training, interkulturellem Dialog und Besichtigungen heiliger Stätten in lokalen Moscheen, Tempeln und Kirchen teilnehmen.
Es war nicht leicht, eine Gruppe von Menschen Anfang-Mitte-20 zu überzeugen, den Samstagmorgen aufzugeben und dem starken Sommerregen auf ihren Motorrädern zu trotzen, aber Mandalarlankara blieb standhaft und holte andere religiöse Führer in Mandalay dazu, um interessierte Jugendliche aus ihren jeweiligen Glaubensgemeinschaften zu rekrutieren. Seine Bemühungen lohnten sich.
„Einige Studierende wussten vor den Trainings nichts über die anderen Religionen. Sie waren misstrauisch und hatten Zweifel. Jetzt sind sie Freunde und veranstalten eigene Treffen in Teehäusern und Cafés. Sie wollen die Religionen der anderen besser verstehen und wollen weiterhin die Traditionen und Kulturen der anderen kennenlernen.“
Mandalarlankara hat diese Dynamik in den letzten Jahren fortgesetzt, indem er mehr als ein Dutzend interreligiöser Dialogschulungen und Aktivitäten für Mönchsnovizen in seinem Kloster und in Partnerschaft mit dem Zentrum für Vielfalt und Nationale Harmonie, der Katholischen Organisation für Übersee-Entwicklung und Paungsie Metta Initiatives (PMI) geleitet hat.
KAICIID half 2016 bei der Gründung des PMI als multireligiöses Netzwerk prominenter buddhistischer, christlicher, hinduistischer und muslimischer Glaubensführer und zivilgesellschaftlicher Organisationen, um den friedlichen Dialog in ganz Myanmar zu fördern. Durch interreligiöse Foren, integrative Dialogveranstaltungen und Friedensfeiern haben PMI und seine Partner mit Hunderten von Menschen zusammengearbeitet, um die interreligiöse Harmonie zu fördern und Brücken zwischen religiösen, ethnischen, politischen und regionalen Gemeinschaften zu bauen.
Mandalarlankara leitet auch intrareligiöse Dialogsitzungen für buddhistische Mönche und Nonnen im ganzen Land.
„In Myanmar haben wir so viele ethnische Gruppen mit unterschiedlichen Kulturen, Werten, Sprachen und Überzeugungen. Unter der Militärregierung hatten wir keine Chance, diese Unterschiede zu betrachten und zu verstehen. Es gab immer Spannungen und Missverständnisse. Indem wir durch inter- und intrareligiösen Dialog über uns selbst und einander lernen, indem wir unsere Unterschiede und Ähnlichkeiten teilen, können wir Wege finden, um friedlich und harmonisch zu leben“, erklärt er.
Mandalarlankara empfindet Dank für KAICIID, dass es ihm das Wissen, die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen vermittelt hat, um diese dringend benötigten Dialogaktivitäten zu konzipieren und durchzuführen, vor allem für die Jugend.
Die Ausrichtung auf die „Generation Facebook“ hat den zusätzlichen Vorteil, dass Mandalarlankara Hassrede in sozialen Medien ansprechen kann. Zusätzlich zu den interreligiösen und interkulturellen Dialogtrainings lehrt seine Arbeit junge Menschen, wie sie Fehlinformationen und Diskriminierung, denen sie online begegnen, am besten bekämpfen können.
„Menschen, die Hassrede verbreiten, verstehen die interreligiöse Harmonie nicht, und zu viele Jugendliche nutzen soziale Netzwerke, um Konflikte auszutragen. Wenn wir verächtliche Kommentare auf Facebook schreiben, werden andere Menschen das Gleiche tun. Wir können Feuer nicht mit Feuer löschen. Wir müssen uns um Hassrede kümmern und dürfen Facebook nicht als Mittel zum Hass auf andere Menschen benutzen.“
Als Teil dieser Bemühungen bringt Mandalarlankara junge Erwachsene verschiedener Glaubensrichtungen und Ethnien zusammen, um über ihre Sitten, Traditionen, Ernährungsweisen und Kleidung zu diskutieren. Diese Gespräche tragen dazu bei, die äußeren Unterschiede, die manchmal auch Spott hervorrufen, in ein positiveres und ermächtigendes Licht zu rücken.
„Die Leute fragen mich, warum ich lange Gewänder trage, warum Muslime Halal essen, warum Buddhisten vegetarisch essen, warum Juden koscher essen. Es ist leicht, andere Menschen zu kritisieren und Spannungen aufzubauen, wenn wir nicht verstehen, was wir sehen. Deshalb ist es so wichtig, unsere Unterschiede zu teilen und zu diskutieren.“
Mandalarlankara, der eine safranfärbige Robe trägt, hat solche Diskussionen ausgelöst, zum Beispiel in Italien (wo er an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin interreligiösen und interkulturellen Dialog studierte), Sri Lanka (wo er einen Master-Abschluss in Pali- und Buddhismus-Studien machte), den USA (wo er religiösen Pluralismus im Ministerium für Bildung und Kultur des Außenministeriums lernte), Deutschland (wo er an der Weltversammlung der Religionen für den Frieden teilnahm), Marokko und Australien (wo er an den internationalen Jugendforen „A Common Word Among the Youth's International Fora“ teilnahm).
Mandalarlankara studiert jetzt Internationale Beziehungen an der Universität von Mandalay und plant ein Studium der Politikwissenschaft, um die einzigartige Beziehung seines Landes zum Buddhismus und zur Demokratie besser zu verstehen. Gleichzeitig setzt er seine Arbeit für Eintracht in Myanmar fort, indem er die kommunalen Wunden der Vergangenheit mit Hilfe der interreligiösen Dialogfähigkeiten, die er als KAICIID-Fellow erlernt hat, behandelt.
„Um eine Konflikttransformation zu erreichen, brauchen wir eine Traumabehandlung“, sagt er. „Wenn Menschen andere Religionen nicht verstehen, ist dies sehr schwer zu erreichen. Traumabehandlung muss Teil des interreligiösen Dialogprozesses sein, so wie wir den interreligiösen Dialog brauchen, um Konflikte zu beenden.“
Er dankt KAICIID dafür, dass es ihn zur Zusammenarbeit mit anderen Glaubensführern und zur Förderung des interkulturellen und interreligiösen Verständnisses ermutigt hat.
„Wir müssen in unserem Haus Frieden schaffen, aber wir müssen auch Friedensbotschafter sein“, meinte Mandalarlankara. „Um einander zu verstehen und zu akzeptieren, um Frieden und Harmonie zu erreichen, müssen wir mit Menschen mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund kommunizieren. KAICIID hat dies ermöglicht.“
Ashin Mandalarlankara is einer der von KAICIID portraitierten "Heroes of Dialogue". Um mehr über diese herauszufinden, klicken Sie bitte hier