Vortrag: Quellen der Angst und wie man sie überwinden kann

18 Januar 2018

"Das einzige, was wir fürchten müssen, ist die Angst selbst"



Franklin D. Roosevelt hat diese berühmte Aussage am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise getroffen, sie hat jedoch nichts an Gültigkeit eingebüßt. Dies war das Thema des Vortrags von Prof. DDr. Paul M. Zulehner über "Quellen der Angst und wie man sie überwinden kann" am 18. Januar 2018 im Internationalen Dialogzentrum (KAICIID). Prof. DDr. Zulehner ist Theologe und katholischer Priester und zählt zu den renommiertesten Persönlichkeiten im interreligiösen Dialog in Österreich und Europa.

Im Rahmen der Vortragsreihe "Religionen im Dialog" sprach Prof. DDr. Zulehner über Ursachen der Angst und mögliche Wege, diese zu überwinden - insbesondere vor dem Hintergrund der populistischen, nationalistischen und islamfeindlichen Tendenzen, welche unter anderem durch die verstärkte Präsenz von Migranten ausgelöst wurden. Ausgehend von den Konzepten des Urvertrauens und der Urangst, erklärte Prof. DDr. Zulehner, dass es in der Tat Angst ist, die das Böse auslöst und dass es  zu den Kernaufgaben der Religion gehört, den Menschen vertrauensstiftend zur Seite zu stehen. Angst entsolidarisiert und verweigert sich moralischen Argumenten, was wiederum eine Politik der Angst stärkt. In Zeiten, in denen die kollektive Angst einer Gesellschaft zunimmt - wenn Menschen sich unsicher oder bedroht fühlen - ist eine Politik des Vertrauens von Nöten. Ansonsten bietet dieses Klima der Angst einen Nährboden für populistische und nationalistische politische Kräfte.

Basierend auf seinen jüngsten Meinungsumfragen stellte Prof. DDr. Zulehner dem Publikum die „Hauptängste“ vor, die Menschen heute haben (u.a. Angst vor Einsamkeit, wirtschaftliche oder kulturelle Ängste, die Angst, nicht genug zu haben) und beschrieb, welche Gefühle sie mit den langfristigen Auswirkungen des Zusammenlebens mit Migranten assoziieren: mehr als 50% sind "besorgt", weniger als 20% sind "verärgert". Eine noch kleinere Zahl bezeichnet sich selbst als "zuversichtlich".

Prof. DDr. Zulehner betonte, dass Angst Ablehnung und Feindseligkeit erzeugt und zu einem Rückgang des sozialen Zusammenhalts und der Solidarität führt und dass es daher für die Politik von entscheidender Bedeutung ist, eine solidarische Gesellschaft durch eine Politik des Vertrauens, der Bildung und regelmäßiger interreligiöser und interkultureller Begegnungen zu fördern.

 

Religionen im Dialog - Vortragsreihe

KAICIID veranstaltet regelmäßig öffentliche Vorträge in deutscher Sprache zu Weltreligionen, interreligiösem Dialog und Koexistenz. Der nächste Vortrag wird am 15 März 2018 stattfinden. Frau Prof. Dr. Liselotte Abid vom Institut für Orientalistik der Universität Wien wird über "Musliminnen zwischen 'Frauenrolle' und Feminismus" sprechen.

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